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„Eine Null-Toleranz-Linie“

Mixed Martial Arts ist bei Neonazis beliebt. Der größte Veranstalter schließt rechtsextreme Kämpfer aus

Interview Jean-Philipp Baeck

taz: Herr Franke, was unternehmen Sie als Veranstalter von Mixed-Martial-Arts-Kämpfen (MMA), damit bei Ihnen keine Neonazis auftreten?

Oliver Franke: Wir versuchen, weder rechts- noch linksextremen Kämpfern eine Plattform zu bieten. Unter anderem haben wir lange die Einlaufmusik auf extremistische Inhalte überprüft. Mittlerweile gibt es eine Liste mit 100 Songtiteln, aus denen sich Kämpfer einen aussuchen können. Sportler mit extremistischen Tattoos werden ausgeschlossen.

Vereine wie etwa der FC St. Pauli positionieren sich klar links und antifaschistisch. Sie wollen als Veranstalter neutral bleiben, weder links noch rechts? Kann das funktionieren?

Ja. Wir sehen uns nicht als politisch, sondern als sportlich. In einigen Städten finden unsere Veranstaltungen in Hallen statt, die öffentlich betrieben werden. Wir hätten am Anfang gedacht, dass es mehr politische Diskussionen geben würde, aber die blieben aus.

Wie kontrollieren Sie genau, ob jemand zum Beispiel ein Neonazi-Tattoo hat?

Am Tag des Kampfes müssen sich die Sportler mit ihrer Kampfkleidung wiegen. Man sieht, was auf der Hose abgebildet ist und ob es einschlägige Tattoos gibt.

Wurde schon mal ein Kämpfer ausgeschlossen?

In der Vergangenheit gab es das schon mal im Vorfeld, aber nicht am Kampftag beim Wiegen.

MMA ist bei Neonazi-Kämpfern beliebt. Färbt das auf kommerzielle Veranstalter wie Sie ab?

Deshalb gibt es Kontrollmechanismen.

2017 trat ein Kämpfer bei Ihnen in Hannover auf, der später auf einem Nazi-Aufmarsch zu sehen war. Dürfte der wieder antreten?

Oliver Franke, 50, ist Sprecher von „We love MMA“, dem größten deutschen Veranstalter von „Mixed Martial Arts“-Kämpfen.

Wir haben bei „We Love MMA“ eine Null-Toleranz-Linie, auch wenn ich den Fall jetzt nicht persönlich kenne. Bei Bekanntwerden eines solchen Falles würden wir umgehend das Gespräch mit der Kampfsportschule suchen.

Ihre Events werden mittlerweile bei Bild.tv übertragen. Wie kam es dazu?

Wir waren lange bei Ran-Fighting. Der Sport wächst immens, nicht nur hierzulande. Das hat auch die Bild mitbekommen.

Die Bild hat zumindest in der Vergangenheit den Sport noch als „unfassbar brutaler“ und blutig kritisiert. Kein Problem?

Aktuell wird MMA nicht mehr so dargestellt. Wir wollen den Sport offen präsentieren. Die Bild ist dafür eine super Plattform mit sehr großer Reichweite und hat auch das Potential vom MMA-Sport erkannt.

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