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Illegale Ehen

Im Norden Myanmars gibt es nicht nur viele Investoren aus China, sondern werden auch Frauen ins Reich der Mitteverkauft

Naw Betty Han, 26, ist Reporterin beim englischsprachigen Frontier Magazin in Yangon.

Von Naw Betty Han

Myanmars Wirtschaft ist in hohem Maße auf Kapital aus China angewiesen, ganz zu schweigen von den vielen Menschen und Gütern, die das gebirgige Grenzgebiet überqueren. Oft vergessen werden die vielen Verbindungen im Alltag zwischen Südostasien und seinem riesigen Nachbarn. „China“ ist überall, auch in Myanmar. Bestes Beispiel dafür ist Myanmars zweite Hauptstadt namens Mandalay, 1859 von König Mindon gegründet. Die Stadt war damals als Yadanabon Naypyidaw bekannt, als „königliche Stadt der Juwelen“. 1984 zerstörte oder beschädigte dort ein Großbrand mehr als 3.000 Gebäude. Die Regierung öffnete die Stadt daraufhin für chinesische Investoren, die einen Großteil der Ruinen von Birmesen aufkauften, die kein Geld für den Wiederaufbau hatten.

„Seitdem hat sich Mandalay sehr verändert. Es ist heute eine China-Town, in deren Innenstadt überall chinesische Gebäude stehen“, sagt Zaw Linn, der in Mandalay wohnt. Laut dem Regierungsamt der Region Mandalay werden in der Stadt derzeit über 127 Chinesisch-Sprachkurse angeboten. „Mit Chinesischkenntnissen ist es einfach, in Mandalay einen Job in chinesischen Unternehmen zu bekommen“, sagt der Beamte Kyaw Myo Thu. Auch in Myanmars Grenzstädten zu China ist der kulturelle Einfluss der Volksrepublik stark gewachsen. So zieren chinesische Tempel die mit chinesischem Kapital gebauten Einkaufszentren.

Chinesische Bräuche dominieren auch die wachsende Zahl der Ehen zwischen birmesischen Frauen und chinesischen Männern. Dies beobachten Einheimische mit Argwohn. „Illegale Ehen mit minderjährigen lokalen Mädchen werden bei Chinesen immer beliebter. Wir bekämpfen dies mit dem Gesetz gegen Menschenhandel“, sagt Myanmars dafür zuständiger Polizeichef Aung Win Oo. Chinas Investitionen in Myanmar seien willkommen, aber solche Phänomene seien besorgniserregend. Im laufenden Jahr wurde bereits gegen 371 Menschenhändler vorgegangen, in mehr als 200 Fällen sei es dabei um minderjährigenBirmesinnen gegangen, die mit Männern aus China verheiratet wurden.

Myanmars Regierung beteiligt sich an Chinas Seidenstraßeninitiative (Belt and Road Initiative – BRI). China hat großen wirtschaftlichen Einfluss auf Myanmar und ist inzwischen größter ausländischer Investor sowie größter Handelspartner. Trotz des Unbehagens der Bevölkerung über Chinas wachsenden Einfluss haben die Rohingya-Krise und die Kritik des Westens daran Myanmar noch stärker an China heranrücken lassen. Auch hat die Zahl chinesischer Touristen im ersten Halbjahr 2019 dank gelockerter Visabestimmungen um fast 200.000 zugenommen.

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