Wie Chinas Zero-Budget-Tourismus uns schadet

Myanmars Tourismusindustrie leidet unter dem Boom billiger chinesischer Pauschalangebote. Für die Einheimischen ist das ein schlechtes Geschäft

Chinesische Touristen im Maha Bandula Park vor dem Rathaus von Yangon Foto: Phyo Htet Aung

Von Phyo Htet Aung

Der pauschale sogenannte Zero-Budget-Tourismus aus China hat in Myanmar stark zugenommen – besonders seit Visa bei der Einreise erhältlich sind. Branchenexperten besorgt diese Entwicklung. Denn sie glauben, dass diese Art von Billigsttouren sich negativ auf Myanmars gesamte Tourimusindustrie auswirken. Fast 386.000 TouristInnen aus China besuchten Myanmar allein im Juli 2019 – 151 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.

Zugleich hat die Krise nach der Vertreibung der Rohingya aus Myanmar dafür gesorgt, dass die Besucherzahlen aus westlichen Staaten stark eingebrochen sind. Um gegenzusteuern erließ die von Aung San Suu Kyi geführte Regierung am 1. Oktober 2018 eine neue Visaregelung für chinesische Reisende. Seitdem organisieren chinesische Unternehmen verstärkt diese Zero-Budget-Reisen. Das bedeutet konkret: Hotelübernachtungen, Restaurantessen und Besuche von Sehenswürdigkeiten werden alle zu vorher festgelegten niedrigsten Preisen arrangiert. Vor Ort kann dann nicht mehr in Geschäften eingekauft werden, die nicht ausdrücklich zum vorher gebuchten Paket gehören. Stattdessen werden die chinesischen Reisegruppen dann oft zum Beispiel in überteuerte Edelsteingeschäfte gelotst. „Die verkaufen da Jade im Wert von 10 US-Dollar zum Preis von 100“, erzählt Sai Soe Han, eine lizensierte chinesischsprachige Reiseleiterin. Diese Geschäfte müssen den Touranbietern Kommissionen zahlen.

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Phyo Htet Aung,

25, ist Videojournalist beim Myanmar National TV in Yangon.

Der Vorsitzende der Myanmar Tour Guides Association, Aung Tun Lin, kritisiert, dass Myanmar bei dieser Form des Pauschaltourismus nicht die üblichen Steuern und Einkünfte von den Reisegruppen erhält. „Die Ausgaben der chinesischen Touristen fließen vielmehr direkt zurück an chinesische Unternehmen“, sagt Aung Tun Lin. Das Problem der Zero-Budget-Touren sei dem Ministerium für Hotels und Tourismus bekannt, es sei aber „nicht möglich“ unter geltendem Recht dagegen vorzugehen. „Es gibt bereits einen Ausschuss, der sich mit Fragen im Zusammenhang mit chinesischen Touristen beschäftigt“, sagt ein Ministeriumsbeamter, der anonym bleiben möchte.

Laut Aung Tun Lin würden viele Zero-Budget-Touren von Reiseleitern ohne Lizenz geführt. Das könne dazu führen, dass Myanmars Geschichte nicht korrekt erklärt werde. Das könnte der Tourismusindustrie schaden: „Wenn sie die Pagoden besuchen und Myanmars Geschichte erklären, sind wir nicht sicher, ob die Informationen zutreffen. Wir können es nicht überprüfen.“ Naing Win, Direktor des Ministeriums für Hotels und Tourismus, sieht jedoch keinen Grund, einzuschreiten. Die Situation sei „kontrollierbar“.