EU: Lang lebe der Kühlschrank!

EU-Kommission erlässt neue Richtlinie: Haushaltsgeräte sollen in Zukunft länger halten. Reparaturen sollen einfacher möglich sein. Kritiker sehen Gefahr für kleine Läden

Es kommt nicht drauf an, was drin ist – nur wie lange er hält: Kühlschrank in Europa Foto: Karsten Thielker

Von Leonie Asendorpf

Haushaltsgeräte wie etwa Kühlschränke, Geschirrspüler oder Waschmaschinen sollen in Zukunft länger halten und besser reparierbar sein. Das fordert eine neue Regelung im Rahmen der Ecodesign-Richtlinie der EU. Diese Änderung der Richtlinie hat die Kommission am Dienstag angenommen. Die EU will damit den „CO2-Fußabdruck Europas verringern und die Energiekosten für Verbraucherinnen und Verbraucher senken“, erklärte die Kommission. Gegen die Änderung, die ab 2021 gelten soll, können die EU-Regierungen und das EU-Parlament Einspruch einlegen.

Bisher wurde in der Ecodesign-Richtlinie nur auf den Energieverbrauch von Geräten eingegangen. Jetzt sollen hier die Lebensdauer und die Reparaturfähigkeit festgelegt werden. Je nach Gerät wird vorgeschrieben, wie lange Reparaturen möglich und Ersatzteile erhältlich sein müssen. Alle Kühlgeräte müssen zum Beispiel sieben Jahre nach Verkauf noch repariert werden können. Jyrki Katainen, Vizepräsident der Kommission für Wettbewerbsfähigkeit, erklärte: „Intelligentes Ökodesign lässt uns die Ressourcen effizienter nutzen. Durch diese Maßnahmen können die europäischen Haushalte jährlich durchschnittlich 150 Euro sparen.“ Die Maßnahmen sollen bis 2030 jährlich 167 Terawattstunden Strom einsparen, etwa so viel wie der Energieverbrauch von Dänemark von einem Jahr.

Für Umweltverbände sind die neuen Maßnahmen ein Erfolg, im Detail üben sie jedoch Kritik. Siddharth Prakash vom Öko-Institut meint, die Umwelt werde durch die neuen Regeln einerseits erheblich entlastet. Er fürchtet allerdings, dass durch die Vorschriften der EU bei den Aufträgen kleine Reparaturbetriebe diskriminiert werden könnten. Denn nur Reparaturbetriebe müssen mit den nötigen Ersatzteilen beliefert werden, was unabhängige Betriebe und freie Repaircafés vernachlässigt, die deutlich billiger für die Kunden sind. Mit den neuen Richtlinien hätten Verbraucher jedoch keine Wahl mehr.

Auch Elke Salzmann, Referentin für Ressourcenschutz bei der Verbraucherzentrale Bundesverband, befürwortet die neuen Richtlinie grundsätzlich. Sie sei „ein großer Schritt in die richtige Richtung“, der schon seit Längerem vom Verbraucherschutz gefordert wird. Die bisher aufgestellten Kriterien seien jedoch noch nicht ausreichend. Vor allem kritisiert sie, dass es bis zu 15 Tagen dauern könne, bis Ersatzteile geliefert werden. Geht beispielsweise im Sommer der Kühlschrank kaputt, sei maximal eine Woche Lieferzeit angebracht, meint Salzmann. Betroffen von der Regelung sind bislang etwa Bildschirme, Waschmaschinen, Kühlschränke, Leuchtmittel, Fernseher oder Geschirrspüler.

Die Ecodesign-Richtlinie der EU wurde 2009 beschlossen. Sie stellt Anforderungen an so­genannte „energieverbrauchsrelevante Produkte“ im EU-Binnenmarkt und gilt für praktisch alle Produkte, die Energie verbrauchen, mit Ausnahme von Autos, Lkws und Zügen – zum Beispiel für Kühlschränke, Klimaanlagen, Staubsauger, Fernseher, Straßenbeleuchtungen oder PCs. Die Vorschrift regelt die Energieeffizienz eines Produkts von der Herstellung bis zur Entsorgung. Sie soll den Energieeinsatz bei der Herstellung und beim Betrieb der Alltagsprodukte senken, um Strom zu sparen, die Umwelt zu entlasten und die Kosten der Verbraucher zu verringern. Mit der jetzt geplanten Änderung will die EU den Energieverbrauch um den Schutz von Rohstoffen erweitern und erreichen, dass Produkte länger genutzt und eher repariert als weggeworfen werden. (las)

Die Energie-Kennzeichnung gilt im Rahmen der Ecodesign-Richtlinie als Erfolg: 79 Prozent der Verbraucher beziehen den Energieverbrauch in eine Kaufentscheidung mit ein, so eine Umfrage des Eurobarometers. Eine ähnliche Kennzeichnung wie für die Energie würde sich Öko-Instituts-Experte Prakash für die neue Regelung zur Langlebigkeit wünschen.

Wie weit Europa allerdings noch von echtem Recycling entfernt ist, zeigt ein aktueller Report der EU-Umweltagentur EEA. Demnach sind Initiativen zur Kreislaufwirtschaft „noch in einem frühen Stadium und würden davon profitieren, wenn mehr in vielversprechende Innovationen investiert würde“.