Besserer Busverkehr in Hamburg: Viel Geld für ein paar Minuten

Die Hamburger Busbeschleunigung ist bei zwei Linien abgeschlossen. Sie führen schneller ans Ziel, vor allem aber transportierten sie mehr Menschen.

Ein verwischter Bus fährt an einem Sandhaufen mit Baustellenabsperrung vorbei.

Voll beschleunigt: Bus in Hamburg Foto: dpa

HAMBURG taz | Das seit 2012 laufende Busbeschleunigungsprogramm des Senats hat Verbesserungen im Minutenbereich gebracht, vor allem aber einen Zuwachs an Fahrgästen. Das lässt sich an den Buslinien fünf und sieben ablesen, bei denen der Umbau abgeschlossen ist. Klaus-Peter Naumann vom Fahrgastverband „Pro Bahn“ bezeichnete das Programm als „ganz kleinen Schritt in die richtige Richtung“, der auch kostengünstiger zu haben gewesen wäre.

Mit dem Busbeschleunigungsprogramm hatte der frisch gewählte und allein regierende SPD-Bürgermeister Olaf Scholz 2011 das Stadtbahnprojekt seiner schwarz-grünen Vorgängerregierung beerdigt. Die Einführung der Straßenbahn auf eigenem Gleiskörper, die die Grünen auch in ihrem aktuellen Wahlprogramm zumindest auf lange Sicht in den Blick genommen haben, war auf unerwartet großen Widerstand gestoßen.

Die Lücke zwischen Bus und Bahn, was die Kapazität und die Bequemlichkeit anbelangt, sollte nach den Vorstellungen der SPD „das modernste Bussystem Europas“ schließen. Inzwischen steht die Beschleunigung bei sieben Linien vor dem Abschluss. Für fünf weitere Linien wurde nach Auskunft der Verkehrsbehörde mit den Planungen begonnen.

Geschwindigkeit kein zentrales Argument

Dazu gehört ein ganzes Bündel an Verbesserungen: Als besonders wirksam haben sich nach Auskunft der Wirtschaftsbehörde der barrierefreie Umbau der Haltestellen erwiesen, Kreuzungsumbauten und Vorrangschaltungen für Busse: Busfahrer können vor Ampel-Kreuzungen Grün anfordern und auf Sonderspuren Staus umfahren.

Weil sich die Fahrzeiten der Busse je nach Wochentag und Tageszeit ändern, ist der Erfolg des Programms nur ungefähr zu ermitteln. Bis zu sechs Minuten sei die Linie fünf schneller, bis zu vier Minuten die Linie sieben, sagt die Behörde. Die Fünf braucht laut HVV-Fahrplan von Burgwedel zum ZOB am Hauptbahnhof demnach jetzt 49 statt 55 Minuten (zwölf Prozent weniger); die Sieben vom U- und S-Bahnhof Barmbek 18 statt 22 Minuten (20 Prozent weniger). Wenige Minuten für viele Millionen Euro.

In einem ersten Schwung sollen die Metrobus-Linien 2, 3, 5, 6, 7, 20, 25 und der Eidelste­dter Platz als Teil der Linien 4 und 21 ertüchtigt werden. Diese Arbeiten sind fast fertig.

Für die Metrobus-Linien 12, 14, 15, 23 und 26 haben die Planungen begonnen.

Das Programm ist mit 259 Millionen Euro veranschlagt. 133 Millionen sind bereits weg.

„Das ist sehr schön gerechnet“, findet Pro-Bahn-Sprecher Naumann. „Wir erleben immer wieder, dass die Busse die Verspätung aus den Nicht-Busspuren einschleppen.“ Der Senat dürfe sich nicht nur auf ausgewählte Linien konzentrieren. Besonders bei den Buslinien, die Zubringer für die U-Bahn seien, komme es auf Pünktlichkeit an.

„Die Geschwindigkeit war für mich noch nie ein Argument“, sagt Christoph Kreienbaum, Sprecher der Hamburger Hochbahn (HHA). Ein paar Minuten Fahrzeit weniger motivierten nicht zum Umsteigen. Anders sei das mit der Zuverlässigkeit, dem Platz im Bus und dem Fahrkomfort, etwa weniger Geruckel durch Stopps.

Kreienbaum findet, die Akzeptanz der beschleunigten Linien spreche für sich: Ein Jahr nach der Fertigstellung seien zehn Prozent mehr Fahrgäste mit der Fünf gefahren. Im gesamten Zeitraum 2012 bis 2016 stieg die Zahl der Fahrgäste um 16 Prozent. „Die zehn Prozent im ersten Jahr waren der Effekt der Busbeschleunigung“, sagt Krei­enbaum. Im Schnitt wachse der Busverkehr nur um ein halbes bis ein Prozent pro Jahr.

Naumann gesteht Hamburg zu, dass es mehr getan habe als andere Städte, es habe sich aber für eine teure Variante entschieden. „Die andere Variante ist, dass man dem Autoverkehr einfach eine Spur wegnimmt“, sagt der Pro-Bahn-Sprecher.

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