das ding, das kommt
: Inklusion in Uniform

Going up: Gekleidet wie ein klassischer Liftboy, betreibt Chrisdian Wittenburg eine mobile Hebeeinrichtung für Kunstfreunde – im Rollstuhl Foto: U.T.E.

Wenn von der Zugänglichkeit von Kunst die Rede ist, ist das meistens im übertragenen Sinne gemeint: Ist sie zu verstehen? Oder richtet sie sich nur an Supercheckerbunnies auf Distinktionsschatzsuche? Auf eine andere, lebensnähere Frage von Zugänglichkeit wies dieser Tage ein Hamburger Verein für den engagierten Umgang mit Behinderung hin, der „U.T.E. e.V.“: die Frage der Barrierefreiheit örtlicher Kunst- und Kulturbetriebe nämlich.

Konkreter Anlass war, am vergangenen Donnerstagabend, der „Galerienrundgang“ auf der Fleetinsel, die konzertierte Eröffnung gleich mehrerer Ausstellungen: Da gibt es zwar Lastenfahrstühle und Klapprampen, aber auch ausgeprägten Widerwillen, sich den Aufwand echter Barrierefreiheit aufzuhalsen, beklagt Chrisdian Wittenburg vom U.T.E. „Praktisch wäre es möglich, über den Lastenfahrstuhl und die Fluchttüren, die Vorder- und Hinterhaus verbinden, alle Galerien zu erreichen. Dafür müssen jedoch alle Beteiligten ‚mitspielen‘“, sagt er.

Die wirklich nur temporäre Lösung: der Liftboy, oder genauer. die von einem Livrierten bediente „Rollstuhlsänfte“, mit der immobile Menschen von der Straße über die allererste Treppe gelangen konnten. Die Ziele Wittenburgs und der Seinen sind aber deutlich größer: Insgesamt elf Kulturorte hat man schon – oder wird das noch – auf eine Verbesserung in Sachen Inklusion hin überprüft, darunter auch das Gängeviertel, das Abaton-Kino und den Golden Pudel Club. Die politische Forderung: Das Handlungsfeld Kultur soll aufgenommen werden in den Landesaktionsplan Inklusion, mit dem Hamburg entsprechenden Regeln und Vorgaben umzusetzen plant.

Insofern: Eigentlich ist die Sänfte ein mobiler Aufzug für kleine Höhenunterschiede ein Ding, das nicht kommen möge – weil es bessere Lösungen gibt für mehr Zugänglichkeit für die Kunst. Nicht nur in Hamburg. Alexander Diehl