„Tatort“ aus Dresden: Volvo verpixelt, Passat nicht

Die Krimimacher wollen sich vor dem Vorwurf der Schleichwerbung schützen. Und machen dabei alles schlimmer.

Tatort-Schauspieler Martin Brambach zeigt auf das Logo der Sendung

Ja, dieses Logo hätte man auf jeden Fall zeigen dürfen: Tatort-Schauspieler Martin Brambach Foto: dpa

Schleichwerbung ist im deutschen Fernsehen bekanntermaßen verboten. Es sei denn, sie kommt als „Produktplatzierung“ daher. Bei den Öffentlich-Rechtlichen ist beides des Teufels bzw. heißt höchstens mal Produktionsbeihilfe. Auf die wird dann zu Beginn und am Ende der Sendung hingewiesen, Geld fließt keins.

Aber mal zu Deutschlands Lieblingskrimi: Seit dem Ableben des seligen Saar-Kommissärs Palu sind die KommissarInnen eigentlich nur mit fahrbarem Untersatz unterwegs. Am Sonntag gab es ja jetzt den lustigen Umstand, das beim Dresden-„Tatort“ der Volvo der bösen Frau kein Volvo sein durfte – das Logo jedenfalls war teilweise verpixelt. Der VW der Ermittlerinnen dagegen durfte sein, was er ist – ein Passat.

Nun erinnerte die Volvo-Verpixelung – nur der Schriftzug im Logo am Kühlergrill war unkenntlich gemacht – ein bisschen an das lustige Abkleben des markanten BMW-Logos auf der Maschine von Manfred Krug in „Liebling Kreuzberg“. Bei den Bayerischen Motorenwerken dürften wegen dieser absurden Hervorhebung ihres Markenkerns damals die Sektkorken (Henkell Trocken?) geknallt haben. Beim Volvo war der Effekt der gleiche.

Die Süddeutsche hat sich übrigens des Falls angenommen und nachgehakt: Die Szenen habe man als „grenzwertig“ empfunden, weil das Fahrzeug von der Kameraführung da so „bildmittig“ gezeigt worden sei, hieß es laut SZ bei der Produktionsfirma Wiedemann & Berg. Ach. Und warum stand dann, als der Wagen in der gleichen Szene bildmittig aus dem Bild fuhr, am Heck ganz unverpixelt „Volvo“?

Markensalat gut durchmischen

Und was war mit der Sodastream-Flasche, die mehr als einmal an Hauptkommissarin Winkler baumelte oder so dezent wie bildmittig auf ihrem Schreibtisch stand? Während in anderen Fällen aufwändig garantiert nicht existierende Bier- oder sonstige Marken mit Logo und allem Pipapo erfunden werden? Oder mit den Schriftzügen so ziemlich aller großen, die deutschen Innenstädte verödenden, Einheitsketten, die da an der Fassade des Einkaufszentrums prangten, auf dessen Dach ein ziemlich lahmer Showdown nicht zu Ende kam?

Diese Versuche, sich garantiert nichts vorwerfen lassen zu müssen und gleichzeitig die schöne bunte Realität ­abzubilden, haben etwas Rührendes. Selbst wenn kein Geld fließt, die Marke hat was davon – sie ist im Bild. Geht auch gar nicht anders. Also aushalten und stehen lassen. Dafür aber den Markensalat gut durchmischen. In unserer alten WG haben wir RTL für „Balko“ gegen viel Kohle für die WG-Kasse mal ’nen alten Benz geliehen. Aus Klimagründen sollte im Krimi aber ohnehin besser weniger Auto gefahren werden. Ich fahre zum Beispiel ein altes taz Rad. Bei Interesse bitte melden.

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