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2 Flieger im Einsatz

Bolsonaro mobilisiert das Militär zum Kampf gegen das Feuer

Von Sunny Riedel

Die Brände im Amazonas-Gebiet nehmen zu, und der Protest gegen Präsident Jair Bolsonaro wird auch innerhalb Brasiliens lauter. In zahlreichen Städten organisierten Klimaschützer sogenannte Panelaço, Proteste, bei denen auf Kochtöpfe eingeschlagen wird. Auch in anderen Ländern fanden Proteste, insbesondere vor den Botschaften, statt. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace, die den Protest in Brasilien maßgeblich koordiniert, kündigte übers Wochenende weitere Proteste an.

Am Samstag teilte das brasilianische Weltraumforschungsinstitut INPE mit, dass sich im Amazonas-Regenwald innerhalb von nur 24 Stunden 1.663 neue Feuer entzündet hätten. Laut Informationen des Instituts gab es in Brasilien seit Jahresbeginn mehr als 76.000 Waldbrände.

Der brasilianische Präsident wird mit gutem Grund direkt für die Brände verantwortlich gemacht. Zahlen der brasilianischen Umweltbehörde Ibama belegen, dass die Strafzahlungen für Umweltverbrechen, wie illegale Abholzung oder Minenaktivitäten, seit Anfang des Jahres, als Jair Bolsonaro die Präsidentschaft antrat, um fast 30 Prozent gesunken sind und damit so niedrig waren wie seit über zehn Jahren nicht. In der gleichen Zeit nahmen die Brände um 84 Prozent zu.

Bereits vor seinem Amtsantritt hatte Bolsonaro angekündigt, die Umweltbehörde zu entmachten und Abholzungen für Landwirtschaft und Minenarbeiten zu unterstützen. Experten sehen in der zunehmenden Toleranz gegenüber Umweltverbrechern eine Gegenbewegung zu bis dahin übermäßig hoher Ahndung.

Im Rahmen des G7-Gipfels erklärte Frankreichs Präsident Macron, der Amazonas sei ein „Gemeinschaftsgut“. Damit reagierte er auf Angriffe Bolsonaros, der die „Einmischung in interne Angelegenheiten“ Macrons zurückwies. Dass auf dem G7-Treffen in Biarritz am Wochenende in Abwesenheit der Amazonas-Länder über die Katastrophe gesprochen werden sollte, empfindet Bolsonaro als „kolonialistisch“.

Derweil sind die Löscharbeiten im Amazonas-Gebiet, das insgesamt 670 Millionen Hektar umfasst, in vollem Gange. In sechs von 27 brasilianischen Bundesstaaten ist das Militär mit zwei Löschflugzeugen und 43.000 Soldat*innen im Einsatz, die auch bei der Verfolgung von Brandstiftern helfen sollen. Das Wirtschaftsministerium gab umgerechnet rund 8,4 Millionen Euro zur Brandbekämpfung frei.

Am Sonntag erklärte Boliviens Präsident Evo Morales auf Twitter, dass seine Regierung den „Supertanker“ einsetze, eine umgebaute Boeing 747, die 75.000 Liter Wasser pro Einsatz abwerfen kann. In Bolivien wurde durch die aktuellen Brände bereits fast eine Million Hektar Urwald vernichtet.

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