: Meist von weit rechts
Eine politische Geschichte der DFB-Präsidenten
Der erste war Ferdinand Hueppe, der nächste wird mit großer Sicherheit Fritz Keller aus Freiburg. Auch wer der schlimmste DFB-Präsident war, lässt sich sagen: Felix Linnemann aus Hannover, der von 1925 bis 1945 den Verband führte. Er war als Polizist verantwortlich für die Deportation von Sinti und Roma in KZs. Doch der DFB wandte sich erst in den vergangenen Jahren – auf Druck von außen – von seinem früheren Spitzenfunktionär ab. Dass Linnemann aber „Herbergers Entdecker“ war, das lobt man weiterhin an ihm.
Alle anderen Präsidenten werden ohnehin in Ehren gehalten. Ferdinand Hueppe (1900 bis 1904) war Arzt mit großer Nähe zu Rassenhygiene und Sozialdarwinismus. Das NS-Regime ehrte ihn unter anderem mit der Goethe-Medaille (1936). Hueppes Heimatstadt Neuwied rückte von ihm ab, beim DFB ist man aber noch lange nicht so weit, sich von seinem ersten Chef zu distanzieren.
Peco Bauwens, der den DFB übernahm, als der 1950 – nach dem Verbot 1945 – wieder gegründet wurde, steht noch in der Ehrenreihe in der Frankfurter DFB-Zentrale. Und auf der Website des DFB wird er als „Schiedsrichter mit dem offenen Wort“ gelobt. Offene Worte waren es in der Tat, als Bauwens 1954 in einer Rede das „Wunder von Bern“ so bejubelte: „Da haben die Jungens es wirklich gezeigt, was ein gesunder Deutscher, der treu zu seinem Lande steht, zu leisten vermag.“
Wer sollte da auch peinlich wegschauen? Die Fußballkameradschaft dachte doch ähnlich. Hermann Gösmann etwa, DFB-Präsident von 1962 bis 1975, war während des Dritten Reichs Vorstand des VfL Osnabrück. In der Vereinszeitung kommentierte er den Einmarsch in Frankreich: „Ganz Deutschland steht in Ergriffenheit vor dem Führer und seinen Soldaten.“ Zu ganz Deutschland gehörte selbstverständlich der ganze DFB.
Auf Gösmann folgte 1975 Hermann Neuberger aus dem Saarland, der wegen zu „deutschfreundlicher“ Kommentare nach 1945 nicht mehr als Sportjournalist arbeiten durfte. Ins Mannschaftsquartier bei der WM 1978 lud er den Wehrmachtsgeneral und bekennenden Rechtsradikalen Hans-Ulrich Rudel ein. Der Jagdflieger solle die Mannschaft motivieren, so hatte er sich das gedacht. Als man Neuberger kritisierte, sagte er: „Ich hoffe doch nicht, dass man ihm seine Kampffliegertätigkeit im Zweiten Weltkrieg vorwerfen will.“ Zurückgetreten ist Neuberger nicht, er starb 1992 im Amt. Nach ihm sind im Saarland eine Sportschule, eine Sport- und Realschule und ein Stadion benannt.
Gerhard Mayer-Vorfelder, der von 2001 bis 2006 amtierte, gehört ebenfalls in diese Reihe. In der CDU kaum noch haltbar, wurde er dann doch Präsident des größten Fachsportverbandes der Welt.
Auch der bislang Letzte im Amt, Reinhard Grindel, hatte sich zuerst am rechten Rand der CDU hochgearbeitet, ehe er sich im Verband als Herr Präsident anreden lassen durfte.
DFB-Präsidenten waren immer rechts und völkisch.
Martin Krauss
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