piwik no script img

das portraitBoris Herrmann ist Greta Thunbergs deutscher Skipper

Er kann nicht nur hervorragend Regatta- und Hochseesegeln, sondern hat auch ein ausgeprägtes Gespür für Public Relations samt einem Händchen für strategisches Networking. Der 38-jährige Boris Herrmann will als erster Deutscher 2020/2021 mit der 60 Fuß Jacht „Malizia II“ an der prestigeträchtigen Vendee Globe-Regatta um die Welt teilnehmen. Dabei hat der Hamburger, der mit dem Sohn der monegassischen Prinzessin Caroline, Pierre Casiraghi, befreundet ist und von diesem gesponsert wird, schon früh das Thema Umweltschutz für das Marketing seiner eigenen Segelkampagne entdeckt.

Jetzt lud Herrmann noch eine besonders publicityträchtige Passagierin für seine nächste Atlantiküberquerung zu sich an Bord: Die prominente 16-jährige schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, die den Schulstreik fürs Klima (Fridays for Future) erfand und deshalb der UN-Vollversammlung im September in New York persönlich kräftig einheizen will, wird von Herrmann samt ihrem Vater und einem Kameramann ab Mitte August von Süd­england aus mit der „Mailizia“ über den großen Teich gesegelt.

Thunbergs Problem war bisher, dass es sich im Sinne konsequenter Klimapolitik verbietet, in ein Flugzeug zu steigen. Herrmanns Hich-Tech-Boot, das emissionfrei seine eigene Energie produziert und nur den Wind als Antrieb nutzt, bietet sich da an. Dabei ist es unter Deck extrem karg und ungemütlich. Es ist eben ein für extreme Geschwindigkeiten gebautes Hochseerennboot und keine Personenfähre.

Herrmann veranschlagt eine Reisezeit von 14 Tagen. Die dürfte Thunberg nicht nur bald in jedem Knochen spüren, sondern ihr könnte sich auch der Magen umdrehen. Herrmann wird ihr unterwegs sicher Tipps gegen Seekrankrankheit geben und von seinen preisgekrönten Weltumseglungen berichten. Im Sinne eines guten Bordklimas erklärte er bereits, es der Schwedin so angenehm wie möglich machen zu wollen. Zumindest publicitymäßig dürfte sich auch für Thunberg Herrmanns Mitfahrgelegenheit auszahlen. Sven Hansen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen