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Hansewasser rettet Leben

Vergangenes Jahr starb Am Brill eine Radfahrerin: Ein Lasterfahrer hatte sie übersehen. Jetzt rüsten Stadt und Privatunternehmen ihre Transporter mit Abbiegeassistenten auf

Von Lotta Drügemöller

Die Zahl der LKW-Unfälle ist in Bremen seit 2014 alljährlich gestiegen, von 2.645 Unfällen auf 3.351 im Jahr 2018. Spätestens, seit im April 2018 ein LKW beim Abbiegen eine Fahrradfahrerin tödlich verletzt hat, wird das Thema in Bremen prominent auf die Tagesordnung gesetzt.

Die Bürgerschaft hatte sich schon im Februar entschieden, alle stadteigenen LKW mit einem Abbiegeassistenten auszustatten. 130 Fahrzeuge sind betroffen – wie schnell die Umrüstung vonstatten geht, hängt von der Finanzierung ab.

Der mediale Druck zieht immer mehr auch bei privaten Unternehmen: Das Abwasserunternehmen Hansewasser (zugegeben zu immerhin 25 Prozent noch in öffentlicher Hand) will nun seine LKW-Flotte mit Abbiegeassistenten ausrüsten. Bis Ende des Jahres sollen alle 22 Laster damit versehen sein.

Neu sind Unfälle zwischen Fahrradfahrern und LKW nicht, neu ist aber, dass man realistisch etwas dagegen tun kann. Früher waren zusätzliche Spiegel eine Option – aber auch die konnten den Toten Winkel nur verkleinern und brachten den Nachteil mit sich, dass Fahrer*Innen sechs Spiegel konzentriert im Auge haben mussten. Bei den neuen Abbiegesystemen nimmt eine Kamera den toten Winkel auf der rechten Fahrzeugseite in den Blick. Sobald sich etwas in den Gefahrenbereich bewegt, hören die Fahrer*Innen ein Piepsen und können die Lage auf einem Bildschirm sehen.

Hansewasser hat das System seit Januar getestet. Die Gewöhnung an das Fahren mit dem neuen Sicherheitssystem lief problemlos, so die Pressestelle des Unternehmens, die Fahrer*Innen seien positiv überrascht gewesen. Rund 1.000 Euro will Hansewasser pro Fahrzeug investieren, viele Abbiegesysteme sind teurer.

Dass das Thema auch bei privaten Betrieben in Bremen angekommen ist, kriegt Tobias Kröger, Vertriebsberater beim Bremer Nutzfahrzeugehändler W. Tiemann, regelmäßig mit. „Es gibt viele Nachfragen, insbesondere seitdem so viel über Abbiegeunfälle berichtet wird“, erzählt er. Besonders, als Anfang des Jahres Fördermittel des Bundes bereitstanden, hätten sich viele Unternehmen zur Aufrüstung entschieden. Der große Ansturm verlängerte schon die Lieferzeiten für die Systeme.

Den Run auf die Fördergelder bestätigt man beim Bundesamt für Güterverkehr. Der Bund hatte im Januar fünf Millionen Euro für die Aufrüstung zur Verfügung gestellt, nach wenigen Tagen waren alle Mittel beantragt. Weil es so gut lief, wurde der Fördertopf um weitere fünf Millionen aufgestockt. „Wir hatten das zweite Programm um 9 Uhr gestartet – dieses Mal war um 12 Uhr alles weg“, so Pressesprecher Horst Roitsch.

Sobald sich etwas im Gefahrenbereich bewegt, ertönt ein Piepsen

Die Zahlen müssen in Relation gesehen werden: Bei einer Förderung von maximal 1.500 Euro pro LKW bedeuten 10 Millionen Euro, dass gut 6.600 LKW aufgerüstet werden konnten. Zugelassen waren in Deutschland 2018 aber rund 3,1 Millionen LKW. In Bremen ist die Zahl mit 18.482 etwas überschaubarer.

Das Bundesverkehrsministerium will das Förderprogramm grundsätzlich fortsetzen. Wann der nächste Fördertopf bereitsteht, ist aber unsicher. Die Ausrüstung mit Abbiegeassistenten ist damit weiterhin eine Frage des guten Willens und einer liquiden Kasse.

Die neue Bremer Landes­regierung würde das gern ändern: Laut Koalitionsvertrag will man sich im Bundesrat dafür einsetzen, dass die Systeme zur allgemeinen Pflicht für LKW werden.

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