: SeniorInnen in der Warteschleife
Durch den Großbrand im Juni wird ein Teil des Pflegeheims in Huchting erst 2020 wieder bewohnbar sein
Nach dem Großbrand in einem Huchtinger Alten- und Pflegeheim der Bremer Heimstiftung vor rund vier Wochen sind 40 BewohnerInnen dauerhaft oder vorübergehend in anderen Einrichtungen oder Wohnungen untergebracht.
Bis der Wohnkomplex saniert und wieder bezugsfertig ist, wird es noch Monate dauern. „Wir rechnen damit im ersten Halbjahr 2020“, sagte André Vater, Vorstandsvorsitzender der Bremer Heimstiftung. Zahlreiche andere Bewohner konnten kurz nach dem Brand Wohnungen in anderen Gebäudeteilen des Heimes beziehen.
Das Feuer hatte den Dachstuhl des viergeschossigen Gebäudes voller Seniorenwohnungen völlig zerstört. 150 BewohnerInnen aus dem betroffenen Gebäude und anderen Teilen des Heims mussten am 18. Juni in Sicherheit gebracht werden. Viele von ihnen saßen im Rollstuhl oder waren bettlägerig. Verletzt wurden 17 Heimbewohner und 4 Einsatzkräfte, die meisten von ihnen durch Rauchgas.
Schaden richtete auch die große Menge an Löschwasser an, das vom vierten Stock bis in den Keller floss. Derzeit liefen die Trocknungsgeräte, und das werde wohl etwa sechs Monate dauern, so Vater. Danach müssten Fußböden erneuert, Wände tapeziert und neu gestrichen und Elektrik neu verlegt werden.
Als Brandursache hatte die Polizei einen technischen Defekt der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Gebäudes ausgemacht. Wie hoch der Schaden letztlich ausfällt, könne noch nicht genau beziffert werden, sagte Vater. Das werde auch mit der Versicherung besprochen. Anfängliche grobe Schätzungen gingen von fünf bis zwölf Millionen Euro aus. An dem Einsatz waren damals rund 180 Feuerwehrkräfte mit 50 Fahrzeugen beteiligt.
Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, kritisierte aufgrund des Feuers mangelnden Brandschutz in Pflegeheimen. Für Menschen, die sich selbst nicht retten könnten, reiche eine bei der Feuerwehr aufgeschaltete Brandmeldeanlage nicht. „Es wird Zeit, dass zusätzliche Sprinkleranlagen in jedem Zimmer und im Dachstuhl endlich gesetzlich vorgeschrieben werden“, sagte Brysch.
Im betroffenen Haus in Huchting gebe es in jedem Zimmer einen Brandmelder, der auf dem Diensthandy der Pflegekräfte einen Alarm auslöse, widerspricht Vater. In den Häusern der Heimstiftung würden die geltenden Brandschutzvorschriften deutlich übertroffen. Allerdings habe es auf dem Dachstuhl keinen Brandmelder gegeben. (dpa/epd/taz)
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