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Berliner Humboldt Forum öffnet verspätetSchuld ist die Klimaanlage

Ende des Jahres sollte das Humboldt Forum im neu errichteten Berliner Stadtschloss fertig werden. Daraus wird erst einmal nichts.

BER-Vergleiche liegen nah, die mediale Häme ist groß: das Humboldt Forum in Berlin-Mitte Foto: dpa

Berlin taz | Noch bei der letzten Führung über Europas größte Kulturbaustelle, das Humboldt Forum im Berliner Schloss, hieß es, alles sei im Zeit- und Kostenplan. Dann am Mittwoch das Eingeständnis: Die Eröffnung soll nicht wie geplant Ende 2019 geschehen, sie verschiebt sich ins Jahr 2020. Laut der Präsidentin des ­Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung, Petra Wesseler, gibt es zwei Probleme mit der Kälteanlage des Gebäudes. „Zum einen hing die Leitungsführung in einem Teilbereich, der gleichzeitig ein Fluchtweg ist, zu niedrig.“ Zum anderen wurde festgestellt, dass die Steuerung der Anlage nicht einwandfrei funktioniert.

Bereits Ende letzter Woche ging durch die Medien, dass eine Ausstellung über Elfenbein im Humboldt Forum verschoben werden muss. Entsprechend groß war die mediale Häme. Schnell wurden Vergleiche mit der Berliner Dauerbaustelle BER angestellt. Denn das Humboldt Forum ist nicht nur ein großes Projekt, es ist auch ein seit langer Zeit umstrittenes.

Mehr als ein Vierteljahrhundert ist es her, dass Wilhelm von Boddien, ein Landmaschinen­fabrikant in Bargteheide bei Hamburg, aus Plastikplanen eine Schlossattrappe baute. 2008 wurde der Palast der Republik dann rückgebaut, der zu DDR-Zeiten an die Stelle des zerstörten Schlosses rückte. Für viele war dies ein Zeichen dafür, dass der Kalte Krieg noch immer nicht beendet war, dass Teile des Westens noch immer die Erinnerung an die DDR tilgen wollten.

Damals war noch nicht klar, was mit dem Humboldt Forum passieren sollte. Erst bei Baubeginn 2012 wurde beschlossen, dass zwei Berliner Museen, das Ethnologische Museum und das Museum für ­Asiatische Kunst, einziehen sollten.

600 Millionen Euro bei Fertigstellung

Wieder hagelte es Kritik, denn in diesen Museen befinden sich Exponate, die von deutschen Kolo­nialherren erbeutet wurden. Bislang wurde hierzulande aber deutlich weniger über Rückgabeforderungen ­diskutiert und für Provenienzforschung getan als etwa in Frankreich.

Wenig verwunderlich, zeigte sich der Berliner Kultursenat enttäuscht von der Entscheidung. „Welche Konsequenzen das jetzt für die Berlin-Ausstellung hat, wird sich noch zeigen“, sagte Sprecher Daniel Bartsch der taz. Grund zur Freude hat dagegen der Verein Berlin Postkolonial. „Jetzt bleibt mehr Zeit, sich mit der Rückführung auseinanderzusetzen“, sagte Christian Kopp von der Initiative auf taz-Anfrage.

Nach der letzten Rechnung sollte das Humboldt Forum bei Fertigstellung 600 Millionen Euro kosten. 105 Millionen davon sollten aus privaten Spenden generiert werden, 31 Millionen Euro soll das Land Berlin zahlen. Der Löwenanteil, rund 483 Millionen Euro, war seitens des Bundes eingeplant. Auch wenn Anne Katrin Bohle, Staatssekretärin im Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat, am Mittwoch das Gegenteil behauptet: Es ist fraglich, ob diese Rechnung am Ende wirklich aufgehen wird.

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