: Freundschaft und Konkurrenz an der Schreibschule
Notizbuch: Das Literaturinstitut Hildesheim feiert samt Arztsöhnen und anderen AbsolventInnen
Hildesheim gibt es jetzt also auch schon zwanzig Jahre. Was waren das am Anfang für Grundsatzdebatten! Die VertreterInnen der Genieästhetik wehrten sich Hirnen, Händen und Füßen dagegen, dass literarisches Schreiben lehrbar sei – und übersahen dabei, worum es in dem Hildesheimer Institut fürLiterarisches Schreiben & Literaturwissenschaft(so die offizielle Bezeichnung dessen, was als „Schreibschule“ im Bewusstsein ist) eben auch ging: Autorinnen und Autoren Zeit, Raum und Infrastruktur dazu bereitzustellen, sich und ihren Schreibwillen ein paar Jahre lang auszuprobieren. Und im besten Fall Kontakte für mögliche Veröffentlichung zu bekommen und einen Bullshitdetektor für schlechte Texte zu entwickeln.
Der Gegenwart zugewandter waren dann schon die Debatten, die im Umfeld des Instituts selbst angestoßen wurden: die längst ja schon klassische Arztsohndebatte darüber, wie homogen bürgerlich die AbsolventInnen in Hildesheim eigentlich sind; und die Sexismusdebatte über die männlich dominierten Strukturen in Hildesheim und darüber hinaus auch im ganzen Literaturbetrieb, die neulich Wellen geschlagen hat. Mit der Berufung von Annette Pehnt als Professorin für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim und damit als Nachfolgerin von Hanns-Josef Ortheil haben sich 2018 gendermäßig die Gewichte ja auch etwas verschoben.
Jedenfalls, und deshalb schreiben wir das hier, kann sich das Jubiläumsprogramm am 15. Juni in Hildesheim echt sehen lassen. Frühere AbsolventInnen, die inzwischen teilweise längst arriviert sind und, das nebenbei, zeigen, dass kreatives Schreiben eben durchaus nicht (nur) Mainstream produziert, werden lesen: zum Beispiel Juan S. Guse, Shida Bazyar, Leif Randt, Philipp Winkler, Helene Bukowski. Das Thema „Freundschaft und Konkurrenz an der Schreibschule“ wird besprochen. Der Hanser-Verleger Jo Lendle ist wie immer auch da, der Hanser-Lektor Florian Kessler sowieso. Es wird diskutiert und abends wohl auch getanzt. Und so was eher Gediegenes wie ein „Literarischer Abend“ wird am Vortrag im Literaturhaus für den NDR aufgezeichnet. (drk)
Infos unter: literaturinstitut-hildesheim.de
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