Europawahl auf Zypern: Ein Türke in Brüssel

Seit 45 Jahren ist Zypern getrennt. Jetzt wird mit Niyazi Kızılyürek erstmals ein türkischer Zypriot in das Europaparlament einziehen.

Grenzgebiet in Nikosia

Durchgang verboten: Sperrgebiet in der Hauptstadt Nikosia Foto: imago images/Pacific Press Agency

BERLIN taz | Erstmals erhält ein Vertreter der türkischen Zyprioten ein Mandat im Europäischen Parlament. Der Politik-Professor Niyazi Kizilyürek wird einer von zwei Abgeordneten der linken zyperngriechischen Akel-Partei. An der Europawahl auf Zypern nahmen auch über 5.000 im Norden der Insel lebende türkischen Zyprioten teil, die über Papiere der Republik Zypern verfügen.

Kizilyürek hat angekündigt, im Europäischen Parlament für ein einiges Zypern ohne die Diskriminierung von Bevölkerungsgruppen arbeiten zu wollen. Er will vor dem Plenum auch auf Türkisch, einer der Amtssprachen in der Republik Zypern sprechen. Mit seiner Wahl ist erstmals seit 1964 ein türkischer Zypriot in einer anerkannten Volksvertretung beteiligt. Er ist auch der erste Zyperntürke in einem europäischen Gremium.

Niyazi Kızılyürek war 1963 vier Jahre alt. So lange ist es her, dass zum letzten Mal ein türkischer Zypriote die Inselrepublik in einem anerkannten Parlament vertrat. Kurz darauf zerbrach der gemeinsame Staat an den Fliehkräften griechischer und türkischer Nationalisten. Kızılyürek hatte sich in den 1980er Jahren nach seinem Studium im Ausland dazu entschieden hat, in der griechischen Republik Zypern zu leben.

Zwar gilt auch der Norden der Insel als Teil der EU, alle entsprechenden Verträge bleiben aber ausgesetzt, solange es keine einvernehmliche Lösung des Konflikts gibt. Deshalb waren bisher alle sechs Sitze, die der Republik Zypern im EU-Parlament zustehen, ausschließlich von griechischen Zyprioten besetzt, seit das Land im Jahr 2004 der EU beitrat.

Bei den EP-Wahlen 2019 auf Zypern mussten die Konservativen deutliche Verluste einstecken. Sie rangieren nun mit 29 Prozent nur knapp vor der linken Akel-Partei. Beide Parteien erhielten jeweils zwei Mandate im Europäischen Parlament, die restlichen zwei Sitze gingen an die linksnationalistische EDEK und die liberal-nationalistische Diko. Die rechtsradikale Elam erreichte etwa acht Prozent, erhielt aber kein Mandat.

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