Grüne bei der Europwahl: Voll im Trend
Die Grünen liegen Hochrechnungen zufolge bei über 20 Prozent der WählerInnenstimmen. Ein Grund: Klimaschutz ist ein Top-Thema.
Luftsprünge und strahlende Gesichter: Die Grünen haben laut Hochrechnungen des ZDF fast 21 Prozent der Stimmen geholt – etwa doppelt so viel wie bei der vergangenen Europawahl (10,7 Prozent). Michael Kellner, Wahlkampfleiter und Bundesgeschäftsführer, spricht vor Unterstützern von einem „Sunday for Future“. Immer wieder fällt der Slogan an diesem Abend bei den Grünen, die ihre Erfolgswelle offenbar auch der Fridays-for-Future-Bewegung zuschreiben.
Oder war es der Rezo-Effekt? Immerhin haben über 11 Millionen Menschen das Video des YouTubers angesehen, in dem er zwar nicht explizit zur Wahl der Grünen aufgerufen hat, aber sowohl der Groko als auch der AfD eine Abreibung verpasst und den Klimaschutz zum alles bestimmenden Zukunftsthema erklärt hat. Kurz: Wer ohne Wahlpräferenz Rezos Video schaute, konnte quasi nur zu einem Schluss kommen: Grüne wählen.
Von der Union noch immer als Verbotspartei geschmäht, haben die Grünen es geschafft, als optimistisch und zukunftsgerichtet wahrgenommen zu werden – und als natürliche Verbündete der Jugend im Land. Von den unter 30-Jährigen gab jede dritte Wähler*in den Grünen ihre Stimme, die damit bei den jungen Leuten die mit Abstand populärste Partei sind.
Kein Wunder, dass sich Spitzengrüne sogar für eine Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre ausgesprochen haben.
Ganz oben auf der Agenda: Klimaschutz
Die europäischen Spitzenkandidat*innen Ska Keller und Sven Giegold sind zwar nicht so bekannt wie die Vorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck. Doch den Slogan „Kommt, wir bauen das neue Europa“, mit dem sie in den Wahlkampf gegangen sind, haben ihnen dennoch viele abgenommen. „Das war eine Richtungswahl“, jubelte Giegold auf Twitter.
Ganz oben auf der europapolitischen Agenda steht der Klimaschutz. Unter anderem wollen Keller und Giegold für eine europaweite CO2-Steuer kämpfen. Bis 2050 soll der gesamte Strom in Europa aus erneuerbaren Energien kommen.
Voraussichtlich werden deutsche Grünen-Abgeordnete künftig 21 Sitze im Europaparlament besetzen. Doch wie viel Einfluss die Grüne Fraktion EFA tatsächlich nehmen kann, hängt auch von den Ergebnissen aus den anderen Mitgliedstaaten ab. Diese lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.
Spannend wird, welche Kandidat*in für das Amt der Kommissionspräsident*in die Grünen stützen werden. Keller und Giegold haben zuletzt selbstbewusst verkündet, ihre Stimmen nur eine*r Politiker*in zu geben, die sich für mehr Klimaschutz einsetzt. Der deutsche EVP-Spitzenkandidat Manfred Weber hat sich gegen eine CO2-Steuer ausgesprochen. Ausgeschlossen haben die Grünen seine Wahl dennoch nicht.
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