Hanami in Berlin: Traum von Rosa und Vergänglichkeit

Am schönsten ist der Frühling mit den blühenden Kirschbäumen. Mit Kirschblütenfesten wird das gefeiert. Am Sonntag in den Gärten der Welt.

blühender Kirschbaum

So schön und rosa kann der Frühling sein Foto: dpa

Man braucht natürlich ein unverkrampftes Verhältnis zur Farbe Rosa, um dem Spektakel etwas abgewinnen zu können. Ein Spektakel aber ist es allemal, jedes Jahr im Frühjahr, wenn die Kirschbäume blühen.

Einen besonderen Kult um die Kirschblüte hat man in Japan gemacht. Sie ist ein wesentliches Symbol der dortigen Kultur und steht für Schönheit, für Aufbruch und auch für Vergänglichkeit, weil es mit der Pracht der Kirschblüte halt bereits nach wenigen Tagen schon vorbei ist und die rosafarbenen und weißen Blütenblätter ermattet auf den Boden fallen. Konturiert wird dieser symbolische Wert noch dadurch, dass die Japanische Kirsche wenigstens aus Sicht hiesiger Obstbaumbesitzer eigentlich ein rechter Nichtsnutz ist: Sie trägt nämlich keine essbaren Früchte, hat aber besonders viele Blüten – und erschöpft sich eben darin, einmal ein paar Tage im Jahr ganz besonders schön zu sein.

Hanami – „Blüten betrachten“ übersetzt aus dem Japanischen – heißt die Tradition, mit Kirschblütenfesten diese Schönheit zu feiern.

Und das wird mittlerweile längst nicht mehr nur in Japan gemacht. Auch in Deutschland finden sich reihenweise diese Feste.

Der Andrang zu den Blüten

Hanami I:

Am Sonntag, 14. April, findet in den Gärten der Welt in Marzahn das traditionelle Kirschblütenfest statt. Zwischen 12 und 17 Uhr gibt es dazu ein asiatisch geprägtes Kulturprogramm. Wer im Kimono, in chinesischer Tracht, in einem Cosplayer-Kostüm oder sonst wie asiatisch verkleidet kommt, darf zum ermäßigten Preis von 3 Euro zum Fest, ansonsten beträgt der Eintritt 7 Euro.

Hanami II:

Cosplay und sonstiges Japanisches gibt es auch auf dem Kirschblütenfest am Berliner Mauerweg zwischen Teltow und Lichter­felde. Hier lädt man am Sonntag, 28. April, zum 18. Mal zum Fest unter den mehr als tausend Kirschbäumen auf dem ehemaligen Grenzstreifen zwischen Ostpreußendamm und Japan-Eck. Start ist um 13 Uhr, der Eintritt ist frei. (taz)

Aus hiesiger Myfest-Pespektive interessant ist dabei vielleicht, dass es in Bonn seit 2017 wenigstens offiziell kein Kirschblütenfest mehr gibt, weil sich die Anwohner über den Andrang beschwert hatten. Aber trotzdem blühen dort die Kirschbäume in der Altstadt weiterhin jedes Jahr, was dementsprechend auch angeschaut wird. Dass es dabei in den letzten Jahren gerade zur Blütezeit einen mächtigen Zuwachs japanischer Besucher in Bonn gab, mag darauf hinweisen, dass Touristen eben ganz gern auch anderswo das machen, was sie daheim schon gerne tun.

Wer auf Masse aus ist, muss aber nach Hamburg. Dort findet das wohl größte Hanami Deutschlands statt, und zwar bereits seit 1968 in Erinnerung an das Pflanzen von 5.000 Kirschbäumen der in Hamburg ansässigen japanischen Firmen.

Eigentlich ist die Japanische Kirsche ein rechter Nichtsnutz: Sie trägt keine

essbaren Früchte

Gegenüber diesen Hamburger Maßstäben nimmt sich das Kirschblütenfest am Sonntag in den Gärten der Welt in Marzahn geradezu bescheiden aus. Erst zum 13. Mal wird dort nämlich die Kirschblüte gefeiert, etwa 150 Kirschbäume finden sich im Park. Wobei die 17 Exemplare, die im vergangenen Jahr nächtlichem Vandalismus zum Opfer gefallen sind, mittlerweile ersetzt wurden.

Das Programm drumherum

Mit einer stillen Beschau der Kirschblüte wird es am Sonntag in den Gärten der Welt aber eher nichts werden, weil da drumherum einfach zu viel passiert mit einem Programm aus traditionellen Tänzen und Klängen aus Japan, China und Korea samt dem dazu passenden kulinarischen Angebot.

Das Wichtigste aber bleiben doch wohl die Blüten, und die, teilt Grün Berlin mit, sollten auf dem Fest auch zu sehen sein. Seit einigen Tagen sind im Park die frühen Blüher zu bewundern, die späteren sollen in Kürze starten und blühen dann bis Ende April. Alles eine Sache der Temperaturen und der Sonne. Heißt, dass das Kirschblütenfest und die Kirschblüte nicht unbedingt immer zusammenkommen müssen. 2017 etwa war es reichlich kalt im April, die Kirschbäume blühten erst Ende des Monats, während das Fest bereits Mitte April stattfand.

Prinzipiell darf man natürlich unter jedem Kirschbaum, den man in der Stadt findet, sein eigenes Hanami feiern. Wenn es eine Japanische Blühkirsche ist, kann man sich ziemlich sicher sein, dass man außer dem Kirschblütenfest gleich noch die Wiedervereinigung feiert. Das Ende der Teilung war nämlich 1990 Anlass für eine Spendenaktion eines japanischen Fernsehsenders, womit Geld für die Pflanzung Japanischer Kirschen in Deutschland gesammelt wurde. Letztlich reichte es für etwa 9.000 Bäume, von denen ein großer Teil in Berlin eine Heimat fand. Viele stehen dabei an symbolträchtiger Stelle, im ehemaligen Grenzstreifen.

Auf dem Mauerweg zwischen Lichterfelde-Süd und Teltow findet sich dabei mit mehr als tausend Bäumen auf Hunderten Metern die längste Kirschblütenallee von Berlin und Brandenburg, wo man dann die Welt – wenigstens einmal im Jahr – wirklich rosafarben sehen muss. Ende April wird dort Hanami gefeiert.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.