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Kritik bleibt außen vor

Debatte zum Wissenschaftsjahr „Künstliche Intelligenz“

Elektronische Abstimmung im fensterlosen Alexander-von-Humboldt-Saal des Bundesforschungsministeriums am Berliner Spreeufer. In der Eröffnungsveranstaltung zum Wissenschaftsjahr 2019 mit dem Thema „Künstliche Intelligenz“ sollen Teilnehmer die Frage beantworten: „Wie stehen Sie zur KI?“ Das Ergebnis: 55 Prozent eher positiv, 35 eher neutral, 10 eher negativ.

Der zu erwartende Befund ist symptomatisch für die gesamte Veranstaltung. Versprochen hatte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek, dass das neue Wissenschaftsjahr auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema „Künstliche Intelligenz“ liefern sollte. Beim Start-Event war davon nichts zu spüren.

Der Rede der Ministerin unter dem Motto #Chance­KI schloss sich eine dröge Podiumsdiskussion über die Perspektiven der Digitalisierung für Gründerfirmen und Wirtschaftswachstum an. Ethik kam nur am Rande vor. Abschließend präsentierte eine israelische Künstlerin, wie Roboter zum Malen gebracht werden.

Doch wer reinhorcht in die gesellschaftlichen Debatten, kann eine lange Liste von kontroversen Gesichtspunkten aufstellen, die in ein kritisches Opening hineingehört hätten. Von der weit verbreiteten Skepsis in der deutschen Gesellschaft vor Arbeitsplatzverlust durch Digitalisierung, auch als Nährboden für populistische Strömungen, die Entstehung von informationellen Echokammern und Spaltung der Gesellschaft bis hin zur Unterminierung demokratischer Wahlen durch Social Bots; die Frage , ob der Mensch die Kontrolle über die intelligent gewordenen Maschinen verliert, wovor der berühmte Astrophysiker Stephen Hawking in seinen letzten Lebensjahren eindringlich warnte.

Aber auch akute Probleme, wie die Entwicklung der Killer-Roboter – und eine dringend nötige UNO-Konvention nach dem Muster des Atomwaffensperrvertrags. Bis hin zu den ökologischen Fragezeichen, die sich etwa beim rasant wachsenden Strombedarf der Blockchain-Techniken verstärkt stellen.

Kritik kam dann doch von der politischen Opposition. „Wichtige Zukunftsfragen wie die Erforschung und Gestaltung von künstlicher Intelligenz dürfen nicht über die Köpfe der Menschen hinweg debattiert und entschieden werden“, sagte die technologiepolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Anna Christmann, zum Wissenschaftsjahr „Künstliche Intelligenz“.

Ihr Ansatzpunkt: „Die Enquete-Kommission des Bundestags zu künstlicher Intelligenz muss aus unserer Sicht noch viel stärker die Debatte mit der Öffentlichkeit suchen und echte Beteiligungsformate anbieten“.

Manfred Ronzheimer

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