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Killer von Christchurch kaufte Waffen online

Neuseelands Regierung will innerhalb von zehn Tagen Waffengesetze verschärfen, erklärt Premierministerin Jacinda Ardern nach dem Angriff auf zwei Moscheen in Christchurch

Trauernde um eines der Todesopfer in einem Flüchtlingsheim in Christchurch Foto: Mick Tsikas/AAP Image/ap

Von Urs Wälterlin, Canberra

Laut Neuseelands sozialdemokratischer Premierministerin Jacinda Ardern hat sich ihr Regierungskabinett am Montag bereits grundsätzlich auf eine Änderung der Waffengesetze innerhalb der nächsten zehn Tage verständigt. Die Einzelheiten müssten noch ausgearbeitet werden. Wahrscheinlich wird der Besitz von halbautomatischen Waffen verboten oder stark eingeschränkt, wie dies im Nachbarland Australien schon seit 20 Jahren der Fall ist. Solche Waffen erlauben innerhalb kurzer Zeit eine hohe Zahl von Schüssen.

In Neuseeland kann jeder über 16 Jahre alte Bürger nach einer einfachen Prüfung Waffen erwerben. Bisher war der kleinere Koalitionspartner, die rechtspopulistische Partei New Zealand First, gegen schärfere Waffengesetze, gab aber jetzt nach dem Angriff auf zwei Moscheen nach. Dabei starben am Freitag im südlichen Christchurch 50 Menschen.

Inzwischen wurde bekannt, dass Brenton Tarrant, der Angreifer, vier Waffen legal über das Internet in einem neuseeländischen Laden gekauft hatte – mit Hilfe eines Waffenerwerbscheins. Laut David Tipple, dem Besitzer des Waffenladens Gun City, sei der Versand über ein von der Polizei geprüftes System abgewickelt worden. Unklar ist aber bisher noch, woher Tarrant die auch eingesetzte halbautomatische Waffe hatte. Derweil wurde Neuseelands größte Waffenmesse, die Kumeu Militaria Show in der Nähe von Auckland, von den Veranstalter wegen des Anschlags abgesagt.

Tarrant, ein 28-jähriger Fitnesstrainer aus der australischen Kleinstadt Grafton, scheint die Angriffe auf zwei Moscheen alleine durchgeführt zu haben, erklärte Polizeichef Mike Bush am Montag. Drei weitere am Freitag verhaftete Personen stünden nicht in Verbindung mit den Verbrechen.

Bush wollte jedoch noch nicht ganz ausschließen, dass Tarrant doch Komplizen hatte. Über 200 Beamte arbeiteten an den Ermittlungen, unter ihnen Polizisten in Australien und Agenten des amerikanischen FBI. Die australische Polizei stürmte am Montag zwei Gebäude, in denen Familienangehörige des Verdächtigen wohnen sollen.

Brenton Tarrant will sich vor Gericht selbst verteidigen

Tarrant hat inzwischen seinen neuseeländischen Pflichtverteidiger entlassen. Er wolle sich vor Gericht selbst verteidigen, berichtete die Zeitung New Zealand Herald. Sein Ex-Anwalt Richard Peters sagte, der Australier „schien zu verstehen, was los ist“, als er ihn nach der Tat am Freitag konsultiert habe. Der Anwalt will keine Anzeichen für eine geistige Beeinträchtigung festgestellt haben. Experten fürchten, dass Tarrant einen öffentlichen Prozess nutzen wolle, um seine rechtsextreme Ideologie zu verbreiten.

Tarrant hatte am Freitag kurz vor der Tat eine 74-seitige Hetzschrift an eine Reihe von Empfängern versandt, unter ihnen auch Premierministerin Ardern. Zudem hatte er seine Terrortat mit einer Helmkamera gefilmt und live im Internet verbreitet. Ein 18-jähriger Neuseeländer aus Christchurch, dem vorgeworfen wird, das Video geteilt zu haben, musste sich am Montag vor dem Untersuchungsrichter verantworten. Der lehnte eine Freilassung gegen Kaution ab. Der 18-jährige soll ein Foto einer der angegriffenen Moscheen ins Netz gestellt haben mit der Bemerkung „Ziel erreicht“. Er sei aber nicht an dem Attentat beteiligt gewesen.

Das Terror von Christchurch hat unter Kommentatoren in Neuseeland und Australien Kritik an der Arbeit von Polizei und Geheimdiensten aufkommen lassen. So wurde die Befürchtung geäußert, die Behörden hätten sich in den letzten Jahren primär auf die Suche nach potenziellen Terroristen mit islamischem Hintergrund konzentriert und dabei die Gefahr, die von Rechtsextremen ausgehe, vernachlässigt. Experten in Australien meinten am Montag, die meisten rechtsextremen Kriminellen planten ihre Terrorakte als Einzeltäter ohne formale Unterstützung einschlägiger Gruppen. Sie radikalisierten sich meist selbst in einschlägigen Chat-Foren im Internet.

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