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„Make the World Greta again“

Weltweit protestieren Hunderttausende Jugendliche für mehr Klimaschutz. Unter dem Motto „Fridays for Future“ geht es nicht nur um die Erderwärmung

Aus Berlin, Düsseldorf, Bangkok, Mumbai und Rom Kai Schöneberg, Anett Selle, Harald Bach, Natalie Mayroth und Michael Braun

So viele waren es noch nie. Auf der ganzen Welt haben am Freitag Hunderttausende Jugendliche für einen radikalen Politikwechsel hin zu mehr Klimaschutz demonstriert. Rund um den Globus fanden in über 120 Ländern mehr als 2.000 Kundgebungen unter dem Motto „Fridays For Future“ statt, allein in Deutschland waren es rund 200.

Aus den einsamen Protesten Greta Thunbergs vor dem Parlament in Stockholm ist binnen weniger Monate eine globale Bewegung, aus der 16-jährigen Schülerin eine Ikone geworden. In vielen Städten hielten Demonstranten Schilder mit dem Spruch „Make the world Greta again“ oder „Ich kann heute leider nicht zum Unterricht erscheinen, da die Erde erkrankt ist“ in die Höhe.

Die Zahl der Demonstrierenden ist viel größer als angenommen. In Berlin hatten die Veranstalter 5.000 angemeldet, die Polizei schätzte bis zu 20.000 TeilnehmerInnen.

In Düsseldorf hatten die VeranstalterInnen mit 500 gerechnet, 7.000 sind gekommen. Ab 11 Uhr versammelte sich „F4F“ vor dem Düsseldorfer Rathaus – nicht nur SchülerInnen, sondern auch Eltern, Großeltern, Studierende und LehrerInnen mit ihren Schulklassen. „Kohlekonzerne baggern in der Ferne, zerstören unsre Umwelt nur für’nen Batzen Geld!“, skandiert der Zug auf dem Weg durch die Stadt. Aus Schulen und Kindergärten winken Kinder aus offenen Fenstern und rufen mit. Ein großer Festwagen zeigt Greta Thunberg, wie sie der „Elterngeneration“ die Ohren lang zieht. Vor dem Landtag füllt die Menge eine Wiese. Dann wird gesprungen. Slogan: „Wer nicht hüpft, der ist für Kohle!“

In Bangkok ist Nanticha „Lynn“ Ocha­roen­chai überglücklich, dass überhaupt jemand gekommen ist. Die 21-jährige Studentin der Kommunikationswissenschaft hat ihre erste Demo organisiert. „Auf Face­book hatten sich mehr als 400 angemeldet“, sagt Lynn. Auf einer Kreuzung der von Megastaus geplagten thailändischen Hauptstadt blockieren die ProtestlerInnen sogar kurz den Verkehr. Von da aus geht es mit der Hochbahn zwei Stationen nach Ploenchit und dann zu Fuß zum Siam Square. „Das sind Brennpunkte in Bangkok“, erläutert Lynn. In diesem Augenblick sind es etwa 50 Demons­trantInnen. Aber die Zahl schwankt: Manche gehen nur ein Stück mit, andere kommen unterwegs hinzu.

Vielen Protestlern geht es um das Klima, im nordindischen Gurgaon tragen zwei Mädchen in Schuluniform einen Mundschutz unter dem Kinn und eine schwarze Lunge aus Pappe in den Händen. Die beiden fordern mit Hunderten anderen ihr Recht ein, zu atmen. „Wir meinen es ernst“, sagt der 15-jährige Veer Ojas. „Die massive Luftverschmutzung nimmt uns unsere Zukunft.“ Mit ihren Forderungen sind sie nicht allein: In Indien waren es die ersten Freitagsdemonstrationen überhaupt, in mindestens 36 Orten des Landes.

Auch in Italien übertraf der Schul­streik alle Erwartungen. Direkt vor dem Kolosseum in Rom versammelten sich Tausende SchülerInnen und StudentInnen, um über die völlig verstopfte Straße der Kaiserforen hin zur Piazza Venezia zu ziehen. „Es ist fantastisch, dass mit Greta Thunberg eine von uns den Protest angestoßen hat“, meint die 15-jährige Gymnasiastin Lui­sa. „Wir sind die Generation, die die jetzt schon vorhandenen Umweltprobleme dreifach wird ausbaden müssen, die Generation, die im schlimmsten Fall den Weltuntergang erlebt.“ Auf ihrem Plakat steht: „Jedes Individuum hat die Macht, die Welt zu verändern“. Giovanni ist 23, er studiert Ingenieurwissenschaften an der Uni Roma 3. „Die Menschheit sitzt auf einem Pulverfass“, sagt er. Die Zeit des Stillhaltens sei „vorbei“. So sieht das auch Lui­sa: „Nichtstun geht nicht mehr, es ist an uns, die Dinge zu ändern.“

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