Klimafreundliche Energiequellen: EU fördert synthetische Brennstoffe
Mit nichts als Luft und Sonne will ein Forschungsprojekt die Motoren von morgen antreiben. Die EU-Kommission gibt dafür zunächst eine Million Euro.
„Sunrise“ ist eine Kooperation mehrerer Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen – aus Deutschland sind unter anderem Siemens und die Fraunhofer Gesellschaft involviert. Ziel ist, aus Bestandteilen der Luft durch Sonnenenergie synthetische Brennstoffe und industriell verwertbare Chemikalien herzustellen; das Verfahren ist dabei angelehnt an den natürlichen Prozess der Fotosynthese.
Dass sich die Methode dabei ausschließlich erneuerbarer Energien bedient, sei „essentiell“ für eine nachhaltigere Wirtschaftsweise und das Ziel eines klimaneutralen Europas bis 2050, sagte Projektleiter Huub de Groot von der Universität Leiden der taz. „Sunrise“ will so Brennstoffe wie Methan, Methanol und Ethanol produzieren – und zwar 50 Prozent günstiger als fossile Alternativen.
Pro Hektar sollen in den Solarparks jährlich 2.500 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre gezogen werden. In Kombination ergäbe sich langfristig eine negative CO2-Bilanz. Hehre Ziele, die noch in weiter Ferne liegen, wie die InitiatorInnen selbst eingestehen.
Sunrise könnte zu einem Flagship werden
In der ersten Phase muss „Sunrise“ seine Stichhaltigkeit beweisen. Dann könnte es zu einem sogenannten Flagship avancieren, einem zehnjährigen Förderprogramm der EU, das die Projekte dauerhaft in Exzellenzzentren verwandeln soll. Ob „Sunrise“ den zweiten Zuschlag erhält, könnte insbesondere davon abhängen, wie wirtschaftlich die Verfahren am Ende tatsächlich sind.
Die Chancen auf den Durchbruch stiegen dabei mit der verfügbaren Grundlagenforschung, dem Preisdruck und dem politischen Willen, sagt Jochen Mattay, Experte für Photochemie, der taz. „Die Probleme früherer Ansätze waren etwa die relativ geringe Zahl an Arbeitsgruppen, die sich mit dieser Thematik befassten“, konstatiert der emeritierte Bielefelder Professor. eu-kommission
Niedrige Preise für Kohle und Öl, das Beharren auf altbewährten Verfahren „und nicht zuletzt das mangelnde Bewusstsein für ökologische Probleme“ hätten die Forschung zudem erschwert. Heute sei das anders, weshalb das „Sunrise“-Projekt großes Potenzial habe, so Mattay.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen