: Kitas wollen Fachkräfte abwerben
Der Landesverband evangelischer Kindertagesstätten fordert mehr Wege für Quereinsteiger ein
Quereinsteiger werden das Problem des Fachkräftemangels in Kitas und Pflegeheimen nicht lösen, sagt eine Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI), die von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung gefördert wurde.
Bis 2025 werden mindestens 310.000 zusätzliche Fachkräfte in Kitas benötigt, sagt das DJI.
Der Kita-Experte Carsten Schlepper fordert mehr Unterstützung der Stadt, um Berufs-Umsteigern eine Qualifikation für die Arbeit in Kindertagesstätten zu ermöglichen.
Dazu müssten den Kita-Trägern Freiräume für die Weiterbildung zugestanden und öffentliches Geld zur Verfügung gestellt werden, sagte Schlepper. „Nur über die staatlich anerkannte grundständige Ausbildung bekommen wir nicht ausreichend Fachkräfte, die uns dringend fehlen“, warnte Schlepper, der in Bremen den Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder leitet.
In der Stadt habe eine Arbeitsgruppe unter Beteiligung von Trägern und senatorischer Behörde einen Katalog mit kita-nahen Fachkräften zusammengestellt, die angeworben werden könnten, erläuterte Schlepper. Dabei handele es sich um Berufe wie HeilerziehungspflegerInnen, SozialarbeiterInnen und KinderkrankenpflegerInnen, die bereits wichtige Vorqualifikationen hätten: „Dieser Katalog muss jetzt möglichst schnell festgeschrieben werden, damit wir Menschen ansprechen und Weiterbildungsmaßnahmen planen können.“ Über einen solchen Katalog 20 bis 30 Kräfte zu gewinnen, „wäre ein guter Anfang für uns“.
Die Evangelische Kirche ist der größte freie Träger von Kindertageseinrichtungen im Land Bremen. Von knapp 22.000 Plätzen stellt sie eigenen Angaben zufolge rund 4.700. In den Einrichtungen arbeiten etwa 1.400 Beschäftigte. Der kirchliche Kita-Etat beträgt rund 63 Millionen Euro. Davon kommen knapp 6,7 Millionen Euro aus Kirchensteuern. Derzeit seien 30 pädagogische Stellen unbesetzt, sagte Schlepper: „Also in jeder zweiten Kita mindestens eine Stelle – und die Besetzung wird schwieriger.“
Hilfreich seien da auch Programme wie das Bremer Modellprojekt der praxisintegrierten Ausbildung, das im August fortgeführt werden solle. Anders als in der rein schulischen Ausbildung bekämen die TeilnehmerInnen hier vom ersten Tag an eine Vergütung. „Dafür werden sie parallel zum Unterricht an der Fachschule in einer Kindertagesstätte eingesetzt.“ Schulgeld und Ausbildungsvergütung werden übernommen.
„Wir brauchen jetzt die größten Anstrengungen, um die Ausbildung von qualifizierten Fachkräften auszuweiten“, sagt Schlepper. Die Wege müssten vielfältig und alltagstauglich gestaltet werden, um Menschen für die Arbeit in der Kindertagesbetreuung gewinnen und gleichzeitig Einkommen sichern zu können. (epd)
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