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das portraitSabine Reuter wartet auf Dürrehilfe

Für sie war der schöne Sommer 2018 nicht so toll: Bäuerin Sabine Reuter Foto: privat

Rund 4.600 landwirtschaftliche Betriebe haben nach dem trockenen Sommer Dürrehilfe beim Land Niedersachsen beantragt. Unter den Betroffenen sind auch Sabine Reuter und ihr Mann Frank Fahlbusch, die einen kleinen Hof bei Göttingen betreiben. Sie warten immer noch vergeblich auf die Gelder.

„Wir mussten früh anfangen, Silage zu verfüttern“, erzählt Reuter. Die sei eigentlich für den Winter gedacht, aber Klee und Gras, das die Tiere sonst bekommen, habe es in dem heißen Sommer kaum mehr gegeben. Reuter und Fahlbusch verarbeiten Frischmilch zu Käse, Quark und Joghurt – jetzt haben sie starke Einbußen im Umsatz. „Durch den Futtermangel hatten wir so oder so weniger Milch“, sagt Reuter. Noch dazu mussten sie sechs Tiere von 40 vorzeitig verkaufen. „Es wird noch mindestens ein Jahr dauern, bis wir uns davon erholen“, sagt Reuter.

340 Millionen Euro hatten Bund und Länder bereits im Oktober zur Verfügung gestellt – berechtigt sind Betriebe, die mit mindestens 30 Prozent Einkommenseinbußen in ihrer Existenz bedroht sind. Bundesweit gingen über 8.000 Anträge ein. Laut Hannoverscher Allgemeiner Zeitung standen 2018 in Niedersachsen 23 Millionen Euro bereit, dieses Jahr sollten weitere fünf Millionen folgen.

„Wir haben noch keine Rückmeldung bekommen“, sagt Reuter über ihren Antrag. Sie bestätigt, dass es auch anderen Betrieben so geht: „Das sieht hier überall gleich aus.“ Tatsächlich hat die Landwirtschaftskammer von den 4.600 Anträgen erst 788 vollständig geprüft. Abgelehnt wurde bisher keiner – es würden vorrangig die Anträge bearbeitet, die gute Aussichten auf Bewilligung hätten, teilte das Landwirtschaftsministerium mit. Dass die Bearbeitung so schleppend verläuft, liege an der unerwartet hohen Zahl von Anträgen.

Den Hof hat Reuters Mann 1995 von seinen Eltern übernommen. Er stellte auf ökologische Landwirtschaft um und trat dem Bioland-Verband bei. „Schlechte Bedingungen hatten wir auch in anderen Jahren schon“, sagt Reuter und erzählt von Jahren, in denen es tagsüber schön war, aber nachts geregnet hat. „Aber so heftig war es noch nie“, sagt sie. Carlotta Hartmann

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