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Polizisten auf AfD-Liste in ThüringenGewerkschaft fordert Distanz

Mehrere Polizeibeamte treten zur Thüringen-Wahl für die AfD an. Die Polizeigewerkschaften sind darüber vor allem wegen des Höcke-Flügels beunruhigt.

Polizeigewerkschafter suchen Distanz zu Bernd Höcke Foto: dpa

Hannover/Halle epd | Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat AfD-Kandidaten im Polizeidienst aufgefordert, auf Distanz zum rechtsnationalen „Flügel“ um den Thüringer AfD-Chef Björn Höcke zu gehen. „Jeder Beamte schwört auf die Verfassung. Dieser Eid verpflichtet, sich an Regeln zu halten“, sagte der GdP-Vorsitzende Oliver Malchow dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“.

Der Eid vertrage sich nicht mit Zweifeln des Verfassungsschutzes am rechtsnationalen „Flügel“ um Höcke, fügte er hinzu. Auch der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft in Thüringen (DPolG), Jürgen Hoffmann, ist laut MDR AKTUELL über die Kandidaturen beunruhigt.

Malchows Sicht teilt auch Thüringens GdP-Chef Kai Christ. Der Austausch mit Parteien sei für Gewerkschaften nichts Ungewöhnliches. Zwischen der GdP und der AfD im Land fänden aber seit zwei Jahren keine Gespräche mehr statt, sagte er MDR Aktuell in Halle/Saale. Wenn das Bundesamt für Verfassungsschutz sich die Partei jetzt genauer anschaue und damit der Idee des Landesamtes in Thüringen folge, zeige dies, dass die AfD keine rein demokratische Partei sei.

Christ sprach gegenüber dem Nachrichtensender von mindestens einem Mitglied der GdP, der im Landesvorstand der AfD sitze. Man habe einen Ausschluss aus der Gewerkschaft geprüft, das Vorhaben aber aus rechtlichen Gründen verworfen. Die GdP versuche aber, dass die AfD-Mitglieder in keine Gewerkschaftsfunktionen kommen, um nicht in dieser Funktion als AfD oder mit der AfD zu kommunizieren. Ihm bereite die relativ hohe Anzahl an Polizeibeamten auf der Landesliste der AfD Sorgen, so der Gewerkschafter.

Innenminister Georg Maier (SPD) sieht das ein wenig anders. Wenn Wahlergebnisse für die AfD 20 Prozent plus x lauteten, sei natürlich auch die Polizei betroffen. Gerade Polizisten seien jeden Tag mit gesellschaftlichen Problemen konfrontiert, sagte Maier. Dass Thüringer Polizeibeamte sich in der AfD engagierten, finde er persönlich aber nicht gut, sagte der SPD-Politiker.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hatte den „Flügel“ wie die AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“ vor einer Woche offiziell zum Verdachtsfall erklärt. Seitdem kann der Inlandsgeheimdienst auch mit nachrichtendienstlichen Mitteln gegen beide vorgehen. In Thüringen stehen fünf Polizisten als Kandidaten auf der 38-köpfigen AfD-Landesliste, vier von ihnen könnten laut aktuellen Umfragen mit einem Einzug in das Landesparlament rechnen. Höcke ist Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 27. Oktober.

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5 Kommentare

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  • Wieso kennzeichnet man Parteimitglieder der AfD nicht mit Sternchen. So kann man sie leichter erkennen und ächten.

  • Man erinnere sich mal daran, wie in der Anti-AKW-Zeit mit der Inititative Kritischer Polizisten umgegangen wurde. Und die DPG im DGB kneift bei der Frage des Ausschlussesvon AfD-Funktionären - da gab's ja mal in den 1970er Jahren die sogenannten "Unvereinbarkeitsbeschlüsse" der Gewerkschaften mit linken Organisationen. Ach ja, da ging es ja um Linke - ich vergaß. 100 Jahre nach dem von Militärs organisierten Mord an Liebknecht/Luxemburg - ein Jahr später am Kapp-Putsch beteiligt - beschleicht einen ein unheimliches Gefühl. Polizei und Militär - Staat im Staate.....?!

  • Wenn jetzt, weil der Verfassungsschutz auf dem Plan steht, Staatsanwälte, Richter und Polizisten nicht mehr bei der AfD ohne weiteres sein können, wird es der AfD demnächst sehr sehr schlecht gehen.

    • @Nico Frank:

      Tja - wenn den “rotlackierten Faschisten" so langsam die rote Deckfarbe abhandenkommt newahr^¡^

      Könnte die Achse Hannover Halle Thüringen - ganz schön ans Eiern kommen. Stimmt schonn.

  • Die eigentliche Gefahr sind, wie ich finde, nicht die erwähnten Polizisten, die sich offen zu einer rechtsextremen Partei bekennen, wie die erwähnten Polizisten. Sondern jene, die unerkannt als „Staatsdiener“ in Ämtern und Behörden des Staates tätig sind, den sie eigentlich ablehnen und hassen.



    Doch das hat seine Logik: Denn nach einem angenommenen „Systemwechsel“ bräuchte es doch auch Beamte mit theoretischer und praktischer Erfahrung. Sie betrachten also ihren Dienst in Ämtern und Behörden sozusagen als „Berufsausbildung“, um, wenn es dann soweit käme, als Kandidaten für Spitzenpositionen zur Verfügung zu stehen.



    Man sollte diese Leute als „Maulwürfe“ betrachten und aus dem Dienst entfernen, bevor sie Schaden anrichten können. Linksextremisten wurden seinerzeit mit der gleichen Begründung aus dem öffentlichen Dienst entlassen. Vielleicht könnte hierzu der Radikalen-Erlass aus den 1970ern nach gründlicher Aktualisierung wieder in Kraft gesetzt werden!