Asylsuchende in Deutschland: Rekord bei Dublin-Abschiebungen

Mehr als 8.000 ausreisepflichtige Asylsuchende wurden in andere EU-Länder abgeschoben. Am häufigsten erfolgten die Abschiebungen in das Ankunftsland Italien.

Ein Flugzeug hinter Stacheldraht

Das Dublin-System ist die Begründung für eine hohe Zahl von Abschiebungen Foto: dpa

MÜNCHEN afp | Die deutsche Behörden haben einem Zeitungsbericht zufolge im vergangenen Jahr so viele Flüchtlinge in andere EU-Staaten überstellt wie nie zuvor. Von Januar bis Ende November 2018 seien 8.658 ausreisepflichtige Asylsuchende in andere EU-Staaten abgeschoben worden, berichtet die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf eine Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Linken-Anfrage. Im gesamten Jahr 2017 gab es demnach 7102 solcher Überstellungen.

Die Quote tatsächlich überstellter Flüchtlinge stieg demnach von rund 15 Prozent im Jahr 2017 auf 24,5 Prozent im vergangenen Jahr. Hintergrund ist das Dublin-Abkommen zum Umgang mit Asylbewerbern in der EU. Es sieht vor, dass Flüchtlinge ihren Asylantrag in dem EU-Land stellen müssen, in dem sie als erstes europäischen Boden betreten.

Laut Süddeutscher Zeitung ging es 2018 in jedem dritten Asylverfahren des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) um einen sogenannten Dublin-Fall. Das Bamf habe in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres 51.558 Mal andere EU-Staaten um Übernahme von nach Deutschland geflohenen Menschen ersucht. In 35.375 Fällen hätten die angefragten Staaten zugestimmt.

Hauptzielland der innereuropäischen Abschiebungen war dem Bericht zufolge Italien: Dorthin wurde fast jeder dritte Überstellte gebracht. In der Gegenrichtung kam fast die Hälfte der 7205 aus anderen EU-Staaten in die Bundesrepublik überstellten Flüchtlinge aus Griechenland.

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke, die die Anfrage gestellt hatte, bewertete die gestiegen Zahlen als „keine gute Nachricht“. Der Versuch, „dieses ungerechte System mit aller Gewalt in der Praxis umzusetzen“, sei „schlicht inhuman“.

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