CSU-Parteitag in München: „Ehrliches Ergebnis“ für Söder

87,4 Prozent der Stimmen erhält der neue CSU-Vorsitzende. Und Horst Seehofer? Darf jetzt im Keller mit einem Parteigeschenk spielen.

Markus Söder winkt vor blauem Hintergrund

Ganz schön blau: der neue CSU-Chef Markus Söder Foto: Reuters

MÜNCHEN taz | Für Horst Seehofer mag dies ein bitterer Tag sein, anmerken lässt er sich beim Münchner CSU-Parteitag den Gram über seinen Machtverlust nicht allzu sehr. Tags zuvor hat er in einem Zeitungsinterview noch einmal den alten Horst raushängen lassen und mit seinem Image als Troubleshooter gespielt.

„Am gefährlichsten ist es, wenn ich zu Reden nur einen kleinen Zettel dabei habe. Auch auf den Parteitag werde ich nur einen kleinen Zettel auf die Bühne mitnehmen.“ In der CSU-Zentrale werden sie wissend mit den Augen gerollt haben: Mei, der Horst.

An diesem Samstag in München wird die Hauptleitung zwischen Horst Seehofer und seiner CSU gekappt, deren Vorsitzender er zehn Jahre lang war. Es ist ein mäßig herzlicher Abschied, die Temperatur ist eher gedämpft. Am Ende seiner Abschiedsrede – „Glück auf und Gottes Segen für euch alle, macht's gut!“ – fällt der Applaus für ihn höflich aus.

Der Vergleich mit dem Abschied von Angela Merkel als CDU-Vorsitzende sechs Wochen zuvor liegt nahe. In Hamburg gingen die Delegierten vor ihrer Langzeitchefin gefühlt in die Knie, der Jubel war riesig, der Abschied mehr als herzlich. Man war sich nicht immer einig gewesen, aber da war doch sehr großer Respekt.

Zehn Prozentpunkte verloren

In München hingegen sagt man dem scheidenden Vorsitzenden servus – und gut isses. Als Abschiedsgeschenk wird ihm für den berühmten Modelleisenbahn-Keller seines Ferienhauses das maßstabsgetreue Modell der CSU-Landeszentrale überreicht. Seehofer lächelt höflich angesichts der wenig verklausulierten Botschaft, er möge sich fürderhin aufs Basteln konzentrieren.

Horst Seeehofer, so wird mehrfach kolportiert, ist fest entschlossen, erst nach Angela Merkel die bundespolitische Bühne zu verlassen.

Man spürt: Dieser Abschied ist fällig. Bei der Landtagswahl im Oktober 2018 hat Seehofers CSU zehn Prozentpunkte verloren. Ein Jahr zuvor, bei der Bundestagswahl, hatte es auch schon heftige Verluste gesetzt. Seehofer, der inhaltlich hart rechts geblinkt und versucht hatte, seine Partei von Merkels Geflüchtetenpolitik zu distanzieren, trug dafür die Verantwortung. Unvergessen der CSU-Parteitag 2015, auf dem Seehofer Merkel auf offener Bühne traktiert und brüskiert hatte – so viel Selbstgerechtigkeit und schlechter Benimm wird nicht geschätzt bei der Partei mit dem C im Namen.

Auch der Versuch, Seehofer mit einem Ministeramt in Berlin einzuhegen, darf als gescheitert betrachtet werden. Kaum im Amt, crashte Seehofer mit raunenden Interviews, Ultimaten, Masterplan, Rücktrittsdrohungen samt Rücktritt vom Rücktritt fast die Große Koalition. Für die bayerischen Landtagswahl war das pures Gift.

Das Problem Bundes-Horst

Das Festhalten an Verfassungsschutzchef Georg Maaßen, der in der Koalition linksradikale Kräfte zu erkennen meinte und rechte Ausschreitungen im Osten geflissentlich übersah, war überhaupt nicht mehr nachvollziehbar. Aber all dies, das Problem Bundes-Horst, ist fortan nicht mehr das der Bayern-CSU. Horst Seeehofer, so wird mehrfach kolportiert, ist fest entschlossen, erst nach Angela Merkel die bundespolitische Bühne zu verlassen.

Markus Söder muss das nicht stören. Der Parteitag wählt ihn nach einer mäßig engagierten Rede zum neuen Vorsitzenden. 87,4 Prozent sind ein „ehrliches Ergebnis“ – so formuliert es Annegret Kramp-Karrenbauer. Die neue CDU-Vorsitzende ist nach München gekommen, um die wiederentdeckte Schwesterlichkeit von CDU und CSU zu bezeugen. Söder und sie bilden fortan als Parteivorsitzende eine neue Einheit, die gilt es auszubauen und zu stärken.

Wie schon bei der Klausur der CSU-Landesgruppe letzte Woche in Seeon strapaziert sie das Geschwister-Gleichnis und beschwört die Einigkeit der Union gegen die Raufbolde aus den anderen Parteien. „Wir wollen uns gegenseitig stärken!“ ruft sie in die Kleine Olympiahalle. Die Delegierten applaudieren freundlich. Für große Emotionen reicht es an diesem Samstag nicht mehr. In den zurückliegenden Wochen wurden einfach ein paar Reden zu viel gehalten. München bildet davon keine Ausnahme.

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