: Wohnungs-preise in Spanien ziehen an
Steht Spanien vor einer erneuten Immobilienblase? Allein im letzten Jahr sind die Quadratmeterpreise in Madrid um 17 Prozent gestiegen, in Palma de Mallorca um 15 und in Barcelona 11 Prozent. Zwar liegen die Preise für Eigentumswohnungen im Landesdurchschnitt 30 bis 40 Prozent unter denen, die vor der Immobilienkrise von 2008 gezahlt werden mussten, doch die beiden größten Städte sowie Urlaubsgebiete wie die Balearischen Inseln oder die Costa de Sol haben die Vorkrisenpreise erreicht oder gar hinter sich gelassen. Es sind Provinzstädte, die den Durchschnittspreis drücken. Hier kostet heute eine Wohnung bis zu 65 Prozent weniger als 2007.
Im ersten Quartal 2018 wurde – so die Zahlen des Nationalen Statistikamtes – in ganz Spanien 262.231 Wohnung verkauft. Das sind knapp 11 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Zahlen, wie sie seit dem Boom Ende der 1990er und Anfang der 2000er nicht mehr verzeichnet wurden.
Es gibt eine Tendenz, die den Boom – zumindest auf dem Markt für Eigentumswohnungen – stoppen könnte. Die Banken, die in der Krise einen riesigen Bestand an Wohnungen anhäuften, weil Bauherren oder Bewohner ihre Kredite nicht mehr bedient hatten, beginnen nun damit, diese Immobilien abzustoßen. Um diese Operation möglichst schnell über die Bühne zu bringen, geschieht dies oft unter dem marktüblichen Preis. Das viertgrößte Institut, die Bankia, räumt etwa Preisnachlässe von bis zu 40 Prozent ein. Dies hat dämpfende Auswirkungen auf den restlichen Markt für Eigentumswohnungen.
Nicht nur die Preise für Eigentumswohnung steigen, sondern auch die für Mieten. Denn anders als vor der Krise suchen vor allem junge Menschen und einkommensschwache Haushalte Mietwohnungen. Hinzu kommt der Tourismus. Kurzzeitvermietende Internetunternehmen wie Airbnb heizen den Mietpreisboom an. Zudem kaufen Investmentfonds gezielt gut gelegene Wohnblocks und lassen diese luxussanieren, um sie dann zu wesentlich höheren Preisen zu vermieten. Die angestammte Bevölkerung hat so immer größere Schwierigkeiten, eine bezahlbare Wohnung zu finden.
Reiner Wandler
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