: Spielhersteller entdecken Ökos als Zielgruppe
Bio-Supermarkt von Playmobil, Windrad von Lego: Umweltverbände sehen Marketingstrategie kritisch
Die Spielwarenindustrie entdeckt zunehmend das Thema Nachhaltigkeit. Das äußert sich sowohl in den Materialien, die die Produzenten zur Herstellung nutzen, als auch in den Spielewelten, die sie entwerfen. „Es ist ein Gesichtspunkt, der von den Herstellern in Betracht gezogen wird, und es ist davon auszugehen, dass sich das steigern wird“, sagte Ulrich Brobeil, Geschäftsführer des Deutschen Verbands der Spielwarenindustrie (DVSI).
So hat der dänische Lego-Konzern Anfang des Jahres verkündet, künftig verstärkt auf Verpackungen und Bauelemente aus pflanzlichen Kunststoffen zu setzen. Auch die Gebora Brandstätter Stiftung, die die Playmobil-Spielzeugfiguren herstellt, hat das Thema auf dem Schirm. Bei Eltern lasse sich zunehmend eine Orientierung hin zu höherer Qualität feststellen, teilte Sprecher Björn Seeger mit.
Was aus Marketinggründen Sinn macht, stößt bei Umweltverbänden auf harsche Kritik. Lego setzt bei den neuen Bausteinen eigenen Angaben zufolge auf sogenanntes pflanzliches Polyethylen, das dafür aus Zuckerrohr gewonnen wird. Für dessen Anbau seien große Flächen nötig, auf denen besser Nahrungsmittel angebaut werden könnten, kritisiert etwa Sandra Schöttner, Expertin für Meere und Biodiversität bei Greenpeace.
Hinzu kommt aus ihrer Sicht: „Nur weil ein Kunststoff aus einer organisch nachwachsenden Rohstoffquelle gewonnen wird, heißt es nicht, dass er biologisch abbaubar und damit auch besser für die Umwelt ist.“ Das Polyethylen verbleibe auch nach dem Lebensende eines Lego-Bausteins noch viele Jahrhunderte in der Umwelt, „wenn nicht Jahrtausende“. Auch das Bundesumweltamt kommt in einer Studie zu dem Schluss: „Verpackungen aus bioabbaubaren Kunststoffen sind denen aus herkömmlichen Kunststoffen nicht überlegen.“
Nichtsdestotrotz bleibt der Bioboom für die Hersteller ein Thema. Das zeigt sich auch in den Produktlinien, die sie entwerfen. So hat Playmobil inzwischen einen Bio-Supermarkt im Angebot. Ende November führte Lego das Modell einer Windkraftanlage des dänischen Windturbinenherstellers Vestas ein.
In dem Bausatz sind dem Konzern zufolge auch erstmals die aus nachhaltigem Kunststoff hergestellten Bauteile enthalten. „Wir hoffen, dass die Windkraftanlage Lego-Fans dazu anregen wird, mehr über erneuerbare Energien erfahren zu wollen“, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit.
Aber: Lego vertreibt nicht nur die Windkraftanlage, sondern auch das große Modell eines Schaufelradbaggers, wie er vor allem im Braunkohletagebau eingesetzt wird. „Dieser Artikel ist in der Zielgruppe sehr stark angekommen“, sagte Joachim Stempfle, Spielwarenexperte beim Marktforschungsunternehmen NPD-Group. „Aktuelle Diskussionen, wie sie derzeit etwa rund um den Hambacher Forst geführt werden, haben da wenig Auswirkungen.“ (dpa)
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