Jahrestag des Studentenaufstands: Straßenschlachten in Athen
Die Demo anlässlich des Studentenaufstands gegen die Militärdiktatur vor 45 Jahren verlief friedlich. Danach kam es in Athen zu schweren Ausschreitungen.
ATHEN dpa/ap | Am 45. Jahrestag der Studentenrevolte gegen die Militärdiktatur in Griechenland 1973 ist es in Athen, Thessaloniki und Patras zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Anarchisten gekommen. Zuvor hatten viele tausend Menschen bei weitgehend friedlichen Demonstrationen an den Aufstand erinnert. Später errichteten Autonome im studentischen Stadtteil Exarchia Straßensperren, zündeten Mülltonnen an und warfen mit Steinen und Brandsätzen.
Am Abend kam es zu regelrechten Straßenschlachten mit der Polizei. Fernsehbilder zeigten Vermummte, die Brandsätze von Hausdächern schleuderten. Die Polizei schoss mit Tränengas und Blendgranaten. Bereits am frühen Abend gab es mehrere Festnahmen. Die Krawalle haben Tradition. Die Polizei war vorsorglich mit rund 5.000 Beamten im Einsatz, wie griechische Medien berichteten. Das Stadtzentrum war teilweise für Fahrzeuge gesperrt, auch Metrostationen wurden aus Sicherheitsgründen vorübergehend geschlossen.
In der zweitgrößten Stadt Thessaloniki wurden bei Aktionen von rund 200 Anarchisten mindestens zehn Menschen festgenommen. In der Hafenstadt Patras gab es fünf Festnahmen, nachdem eine unbekannte Zahl von Angreifern Polizisten attackiert hatte.
Ein Marsch zur US-Botschaft in Athen war zuvor weitgehend friedlich verlaufen. An einer U-Bahn-Station wurden Polizisten von einer Gruppe Menschen angegriffen. Insgesamt seien zehn Menschen in Gewahrsam genommen worden, zwei davon an der Polytechnischen Universität, erklärte die Polizei.
Leser*innenkommentare
Philippe Ressing
Die Affinität großer Teile der hellenischen Polizei zu Rechten ist bekannt. Man erinnere sich an die hohen Wahlergebnisse der Nazipartei Chyrsi Avghi in den speziellen Wahllokalen der Polizei. Abgesehen von der Frage, inwiefern die Riots zur 'Politfolklore' sogenannter 'Streetfighter' gehört, sie sind auch ein Zeichen für die tief gespaltene Gesellschaft Griechenlands.....
85198 (Profil gelöscht)
Gast
Wäre ja schön gewesen, nicht nur eine Agenturmeldung zu dem Thema zu lesen. Anarchist*innen haben auch politische Ziele und Ansichten, in dieser Meldung ist dagegen von "Krawallen" mit "Tradition" die Rede. "Tradition" gehört allerdings nun so gar nicht zum Rechtfertigungsrepertoire anarchistischer Gewalt.
Da könnte die dpa ja auch einfach schreiben, dass es in Deutschland eben "Tradition" hat, ungeliebte Menschengruppen in "Lagern" zusammenzupferchen. Aber die politischen Gewalttäter, die dies zu verantworten haben, kommen selbstverständlich in den Genuss, die Rechtfertigungen für ihre Gewalt lang und breit in zahlreichen Agenturmeldungen zu verbreiten.
Der Pressekodex sieht unter dem Stichwort "Sorgfalt" ja "zum Glück" nicht vor, dass Hintergründe recherchiert werden müssten oder alle beteiligten Seiten zu einer Angelegenheit angehört werden sollten.
KnorkeM
Was in Hamburg während des G20 passierte, scheint dagegen ein Kindergeburtstag gewesen zu sein.
Und die griechische Polizei schaffte es ohne Militär und Militärgerät damit fertig zu werden, trotz aller Austeritätspolitik.
Deutschland verabschiedet sich auf so vielen Ebenen vom Fortschritt.
Die katholischen Iren sind weiter in Sachen Säkularität, die lockeren Portugiesen sind seit Jahren in Konjunktur, die Griechische Gesellschaft politisiert sich gegen den Neoliberalismus, anstatt sich zu spalten, die Dänen sind bald co2neutral.
Aus Deutschland kommen Banken- und Finanzskandale, Umweltzerstörung und Massentierhaltung, Waffen und die Ikonographie des Nationalismus schlechthin.
Neinjetztnicht
Könnte es vielleicht auch mal wieder sein, dass die Bullen anscheinend friedliche Demos auch in Griechenland angreifen und die Riots eine Reaktion waren? Folgendes Video legt das nah:
youtu.be/Qa9rNcwsyvw
Und ja, ich bin mir bewusst, dass Demos in Griechenland militanter geführt werden, was ich persönlich situationsabhängig gut finde. Aber das Video zeigt halt eine Sichtweise, die der Artikel nicht zulässt, daher die ernst gemeinte Frage? Woher kommen die Infos zu dem Artikel war wer vor Ort und hat die Abläufe mitbekommen?