: Mietwucher entlarvt
In Bramfeld, Wilhelmsburg und Lurup durchsuchen Polizei und Sozialbehörde illegale Massenunterkünfte
Von Marco Carini
Die Vorwürfe lauten Abzocke von Mieter*innen, illegale Unterbringung in Gewerberäumen und Steuerhinterziehung. Mit einer Großrazzia in Bramfeld, Lurup und Wilhelmsburg, an der rund 150 Polizist*innen, Zollfahnder*innen und Mitarbeiter*innen verschiedener Behörden beteiligt waren, ging die Stadt Dienstagfrüh gegen vermutete illegale Machenschaften dubioser Vermieter*innen vor.
Im Bauernrosenweg in Bramfeld stießen die Beamt*innen kurz nach sechs Uhr in der Früh in einer alten Teppichhalle auf etwa 20 Personen ohne Papiere, die unter prekären Bedingungen in verdreckten, beengten Räumlichkeiten hausten. Die zusammengepferchten Bewohner*innen zahlten nach eigenen Angaben hohe Mieten: 200 Euro pro Bett im Monat – obwohl das Gewerbegebäude größtenteils überhaupt nicht als Wohnraum vermietet werden durfte. In ihm sollen durch ungenehmigte Umbauten zehn für Wohnzwecke genutzte kleine Räume geschaffen worden sein, in denen bis zu jeweils vier Personen untergebracht waren.
„Hinweise, dass hier Menschen ausgebeutet wurden“, habe die Razzia erbracht, fasst Sozialbehördensprecher Marcel Schweitzer die ersten Erkenntnisse vorsichtig zusammen. Die Bramfelder Lagerhalle wurde komplett geräumt, da der Brandschutz nicht gewährleistet ist. Die Identität und der Aufenthaltsstatus der angetroffenen Personen, viele von ihnen seien demnach afrikanischer Herkunft, soll jetzt überprüft werden. Sie sollen nun vorerst in Unterbringungen von „fördern und wohnen“ untergebracht werden.
Auch an der Luruper Hauptstraße und dem Vogelhüttendeich in Wilhelmsburg fanden Durchsuchungen statt, um illegale Mietverhältnisse aufzudecken. Der Verdacht der Überbelegung dieser Immobilien soll sich teilweise bestätigt haben. Im Vogelhüttendeich waren sieben Personen in einem Wohnbüro untergebracht. Die Betroffenen durften in ihren Wohnungen bleiben. Die Polizei betonte, der Einsatz richte sich nicht gegen die Bewohner*innen, sondern die Vermieter*innen der Häuser. Trotzdem dürften die Betroffenen mit ausländerrechtlichen Konsequenzen zu rechnen haben, können sie keine Aufenthaltsberechtigung nachweisen.
Bereits im April hatten rund 150 Einsatzkräfte ein ehemaliges Bordell in Wandsbek überprüft, in dem vornehmlich Osteuropäer*innen unerlaubt Wohnungen vermietet worden waren. Bei insgesamt vier Razzien waren bauliche Mängel und Mietwucher festgestellt worden.
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