Adorno lesen auf Staatskosten

Linke und Grüne fordern ein Rudi-Dutschke-Stipendium

50 Jahre nach 1968 fordert die Linke ein „Rudi-Dutschke-Stipendium für kritische Sozialwissenschaften“. Am Donnerstag entscheidet der Bundestag über den Antrag. Das Stipendium, benannt nach dem linken Wortführer der 68er-Studentenbewegung, soll mehr Vielfalt in den Sozialwissenschaften an deutschen Unis fördern. „Die bestehenden Förderprogramme kommen zum größten Teil marktgängigen Studiengängen zugute. Dieses Ungleichgewicht sollte ausgeglichen werden“, sagt Nicole Gohlke, bildungspolitische Sprecherin der Linken und Initiatorin des Antrags.

Die Linken wollen mit dem Stipendium mehr Kritische Theorie im Studium fördern. Das Stipendium bekäme, wer „positive Beiträge gegen alle Formen des Chauvinismus“ leiste, heißt es im Antrag. Fünfzig Jahre nach 1968 sei ein guter Zeitpunkt, das Erbe der 68er zu würdigen, so Gohlke.

Indes: Im zuständigen Ausschuss stimmten am Mittwoch nur die Grünen dem Antrag zu. Beide Parteien kritisieren das bestehende „Deutschlandstipendium“, das zu gleichen Teilen aus öffentlichen und privaten Mitteln besteht. 51 Millionen Euro hat der Bund im laufenden Haushalt dafür bereitgestellt, nur rund 32 Millionen wurden 2017 ausgeschöpft. Es fanden sich nicht genug private Förderer. Dieses Geld wäre besser bei kritischen Studierenden aufgehoben, meint die Linke.

Neben Union, FDP und AfD lehnt auch die SPD das Dutschke-Stipendium ab. Zwar sei es wichtig, die Erinnerung an den Wortführer der deutschen Studentenproteste wachzuhalten, „ob das aber die Aufgabe des Bildungsministeriums sein kann, bezweifle ich“, sagte ­Karamba Diaby, Bildungspolitiker der SPD. Die Förderprogramme der politischen Stiftungen seien ausreichend. Jonas Weyrosta