: VW soll für Käfer blechen
Tochter des Designers verlangt eine Beteiligung
Als hätte VW nicht genug Ärger mit den Schadenersatzprozessen wegen der Diesel-Betrügereien! Da mag es den Hausjuristen fast wie eine interessante Abwechslung vorkommen, wenn sie den Konzern ab dem kommenden Dienstag vor dem Landgericht Braunschweig „nur“ wegen einer Urheberrechtsklage vertreten müssen. Allerdings geht es um eine nicht ganz unerhebliche Dimension: die Rechte am Design des VW Käfer, und, als wäre das nicht genug, an dem des New Beetle gleich mit.
Nun sind die Entwürfe in ihren Grundzügen schon ziemlich alt, aus den 1930er-Jahren. Ihr Urheber, Erwin Komenda, von 1931 bis zu seinem Tod 1966 Konstruktionschef bei Ferdinand Porsche, kann von etwaigen Tantiemen nicht mehr profitieren. Aber er hat eine Tochter, Ingrid Steineck. Und die klagt nun auf einen „Fairnessausgleich gemäß §32a Urheberrechtsgesetz“ – und zwar aus dem „weltweiten Verkauf des Modells Beetle/New Beetle und VW Käfer (geschlossenes Modell und Cabrio)“.
Die in Österreich lebende Mittsiebzigerin, die gern Bilder von Porsche-Modellen malt, versucht ihr Glück nicht zum ersten Mal. Sie hat auch schon einen Urheberrechtsprozess gegen die Porsche AG angestrengt, wegen der Rechte an den Modellen 365 und 911. Das Landgericht Stuttgart hat die Klage am 26. Juli 2018 vollumfänglich abgewiesen mit der Begründung, dass sich die in den letzten Jahren produzierten Porsche-Modellreihen dermaßen weit von dem ursprünglichen Modellentwurf entfernt hätten, dass lediglich von einer freien Benutzung des ursprünglichen Modellentwurfs auszugehen sei, für die eine „Nachvergütung“ nicht in Betracht komme. Steineck hat dagegen Berufung eingereicht.
Interessant wird, wie die Klage am Landgericht Braunschweig besonders in Hinsicht auf den New Beetle nach dem Urteil in Stuttgart begründet wird. Denn dieses Modell hat nur sehr grob die äußere Form mit jenem Auto gemein, das Komenda ab 1935 im Auftrag von Adolf Hitler entwickelt hatte und das von 1945 bis 2003 21,5 Millionen mal vom Band lief – bis heute übrigens das am vierthäufigsten verkaufte Auto der Welt. Bettina-Maria Brosowsky
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen