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Böhmermann zu Antisemitismus-Vorwurf„Sketch war gemeinsam ausgedacht“

Bisher ließ der Moderator die Vorwürfe von Oliver Polak unkommentiert. In seinem aktuellen Podcast bezeichnet er die Debatte als „völlig unangemessen“.

Böhmermann sagte in seinem Podcast: „Alle haben ihre Rollen freiwillig und selbstbestimmt gespielt“ Foto: dpa

Bisher gab es keine wirkliche Stellungnahme von Moderator und Comedian Jan Böhmermann zu der Debatte rund um die Antisemitismus-Vorwürfe. Am Sonntag äußerte er sich nun in seinem Podcast „Fest und Flauschig“ mit Olli Schulz ausführlich zu den Anschuldigungen.

Der Neo-Magazin-Royale-Moderator bezog sich auf einen harten Vorwurf, dem er kürzlich ausgesetzt war: Vor acht Jahren soll er in einer früheren TV-Sendung den Comedian und Autor Oliver Polak antisemitisch beleidigt haben. Polak beschrieb in seinem biographischen Buch „Gegen Judenhass“ zwei Situationen, in denen er von einem „Fernsehmoderatoren mittleren Alters“ angegangen wurde. Der Namen des Mannes wurde nicht genannt.

Zusammen mit zwei anderen Komikern soll der Moderator Polak von der Bühne gejagt haben. Anschließend habe er sich und den beiden anderen Männern die Hände desinfiziert, nachdem sie dem Kabarettisten die Hände geschüttelt hatten. Denn Juden fasst man nicht an – so die beabsichtigte Pointe des Sketchs. In einer weiteren Situation soll derselbe Moderator den Studiogast Polak auf seine jüdische Abstammung reduziert haben: „Sorry, aber dein Judentum ist dein Unique Selling Point, da musste jetzt durch.“

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Der Vorfall sorgte dann dank eines Artikels des Journalisten Stefan Niggemeier für Aufregung. Denn dieser identifizierte die drei in dem Buch anonymisierten Personen als Jan Böhmermann, Klaas Heufer- Umlauf und Serdar Somuncu. Auf den Antisemitismus-Vorwurf reagierte Böhmermann lediglich mit einem Tweet, der von mehreren Seiten kritisiert wurde. Denn auf die konkreten Situationen, die Polak in seinem Buch nannte, ging der Moderator nicht ein.

In seinem Podcast sagte Böhmermann nun dazu: „Vier hauptberufliche Komiker haben sich 2010, vor acht Jahren, im Rahmen eines Roasts zu Serdar Somuncus 25. Bühnenjubiläum im FZW in Dortmund in Reaktion auf das damals frisch erschienene Buch von Thilo Sarrazin gemeinsam einen Sketch ausgedacht“. Dabei handelt es sich um Serdar Somuncu, Klaas Heufer-Umlauf, Jan Böhmermann und Oliver Polak. „Den Sketch haben sich die vier Leute gemeinsam ausgedacht, gemeinsam geprobt, gemeinsam aufgeführt“, erklärt Böhmermann. „Alle Beteiligten haben ihre Rollen freiwillig, selbstbestimmt gespielt, im gegenseitigen Einverständnis.“ Alle hätten auch im Nachhinein zugestimmt, dass der Sketch später auf DVD veröffentlicht wird.

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„Irittierend unsachliche Diskussion“

Zwar würde es jedem Komiker frei stehen, seine Arbeit auch acht Jahre später in Frage zu stellen und neu zu bewerten und zu interpretieren, so Böhmermann weiter. „Das verändert aber nicht den tatsächlichen inhaltlichen und performativen Kontext von Aufführungen im Nachhinein“, so der Moderator. Böhmermann kritisierte wie „unseriös“ und „persönlich“ die aktuelle Debatte um Antisemitismus geführt werde. „Ich war wahnsinnig überrascht von dieser, um es diplomatisch zu sagen, irritierend unsachlichen Diskussion.“ Und weiter: „Angesichts der Aktualität und der Ernsthaftigkeit des zugrundeliegenden Themas“, sagt Böhmermann, sei das „eigentlich völlig unangemessen“.

Die Namen der Beteiligten nannte Böhmermann in seinem Podcast nicht – ausgenommen den von Serdar Somuncu. Ebendieser unterstützte den Moderator nun mit einem am Sonntag veröffentlichtem Statement auf seiner Website. Darin heißt es, Polak habe sich jahrelang nicht an dem Sketch gestört und sogar eifrig mitgemacht. „Dennoch behauptet er nun in seinem Buch, nach wahrlich reiflicher Überlegung, dass der antisemitische Ton des Sketches für ihn unerträglich gewesen sei.“

Zudem wirft er Polak vor, dass er in der Vergangenheit zunehmend die „Minderheitenkarte“ ausgespielt hätte: „Polak konnte nicht oft genug betonen, welch elitäre Stellung er selbst seiner scheinbar exponierten Herkunft gab. Er benannte Bücher und Programme danach. ,Ich bin Jude, ich darf das!'. Polak wurde zum Vorzeigejuden, der er niemals sein wollte.“

Auch gegenüber dem Journalisten, der die Debatte losgetreten hatte, äußert sich Somuncu scharf: „Niggemeier, der sich selbst Medienjournalist schimpft, hat mehrfach schon gezeigt, dass er den Unterschied zwischen Fiktion und Realität nicht zu kennen scheint.“ Laut Somuncu nutze Polak die aktuellen Antisemitismus-Vorwürfe rund um Böhmermann, um sein neues Buch zu promoten.

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4 Kommentare

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  • Gibt es den Podcast von Böhmermann eigentlich auch ohne Spotify-DRM? Solange da Software nötig ist, die Kontrolle über meinen Rechner will, kann ich das zu Hause nicht guten Gewissens hören.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Polaks Witze gehen ungefähr so: "Ich f..... gerade eine Zigeunerin. Zigeunerin darf man gar nicht mehr sagen, oder? Ich f... gerade eine Sinti. Ach scheißegal... ich f.... gerade eine Zigeunerin. Es ist immer irritierend. Bei ihr weiß ich nie ob es gerade Pedding ist, oder sie mich auf ihre Wertsachen abtastet."

    ^^ Nur um mal den Humor von Polak zu demonstieren. Mir oft zu krass, manchmal zu plump und bei diesen Witzen habe ich mich durchaus schon gefragt, was ihn dazu berechtigt, rassitische Zigeunerklischees zu gebrauchen?

    Ich kann mir schon vorstellen wie der Böhmermann-Spruch zustande kam. Vermutlich hat Böhmermann Polak an dessen eigenem Humor gemessen.

    Polak ist wohl einer der bösesten Komiker hier im Land. Vielleicht haben sich ja alle abgesprochen und wir befinden uns gerade in einem neuen Sketch. Sollte Polak das ernst meinen, dann kann ich ihn nicht mehr ernst nehmen und über ihn lachen konnte ich sowiso noch nie.

  • zu diesem Thema auch mal eine andere Zeitung lesen,



    denn Lesen bildet.

  • Wenn das stimmt, dann macht Herr Polak gern Schotter, auf wenn er dabei auf den Knochen seiner Ahnen herumtanzen muss.



    Wer mit dem werbefinanzierten Doof-TV sozialisiert ist, dem trau ich mittlerweile auch alles zu. Denn nichts hat mehr den gesellschaftlichen Umgang miteinander so nach unten gezogen wie das Free-TV.