: Mein Gott, Walter!
Was ist drin im Riester-Sparplan? Rüstung, Korruption, Kohlenstaub? Das Portal Faire Rente verrät es. Sein Aufbau bietet in wenigen Schritten Transparenz
Riestern mit Rendite, das heißt bereits für 3,2 Millionen deutsche Rentner in spe: rechtzeitig einen der nach dem ehemaligen Arbeitsminister benannten Rentensparpläne auf Basis von Investments-Fonds wählen. Über die realen Auswirkungen des investierten Gelds auf Umwelt- und Sozialsphäre erfährt man in der Regel aber nur wenig, obwohl viele Menschen erklärtermaßen faires Investment wichtig finden.
Faire-Rente.de will die fehlenden Informationen bieten – hinter dem Portal stehen die NGO Facing Finance, zu Projektpartnern und Unterstützern gehören die Verbraucherzentralen Bremen und NRW sowie der evangelische Entwicklungsdienst „Brot für die Welt“. Der Aufbau des Portals bietet in wenigen Schritten genau die Transparenz, die Anbieter dem Anleger meist vorenthalten. Eine Übersicht zeigt alle im Rahmen eines Riesterprodukts wählbaren Investmentsfonds auf und nennt deren sogenannte Sektorbelastungen. Dadurch weiß man dann, wie viel Prozent des Fondsvolumens jeweils in Firmen investiert wird, die etwa Menschenrechte verletzten, unfaire Arbeitsbedingungen zulassen, die Umwelt zerstören oder unter Korruptionsverdacht stehen. Daraus lässt sich wiederum eine Gesamtbelastung errechnen, die ebenfalls aufgeführt ist.
Klickt man den einzelnen Fonds an, kann man sich die einzelnen Firmen anzeigen lassen (zum Beispiel Apple Inc., Volkswagen, Reynolds American Inc.), in die der jeweilige Fonds investiert, und erhält einen tabellarischen Überblick zu den problematischen Aktivitäten der Unternehmen. Schneller Lerneffekt dabei: Fonds, die sich an namhaften Konzernen beteiligen, sind meist stark belastet – weil deren Aktivitäten kaum einen problematischen Sektor aussparen. Warum auch – bisher fließt ja das Geld. Höchste Zeit also für mehr Fairness beim Anlegen: Idealerweise sollte man den Anbietercheck vor dem Abschluss eines Riestervertrags vornehmen, denn eine Kündigung kann teuer werden – bisher in Anspruch genommene Fördersummen müssen nämlich zurückgezahlt werden. Soweit möglich kann man innerhalb des angebotenen Portfolios Umschichtungen vornehmen, also einzelne Fonds mit geringerer oder keiner Belastung auswählen.
Alternativ mag es aber auch sinnvoll sein, den Vertrag ruhen zu lassen oder zu einem anderen Anbieter zu wechseln. Bei letzterer Variante wird das bisher erreichte Guthaben auf den neuen Anbieter übertragen. In diesem Rahmen können dann jedoch Wechselgebühren in jeweils sehr unterschiedlicher Höhe anfallen. Ansgar Warner
www.faire-rente.de
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