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Keine Intrige im Stasiknast

Nach der Entlassung von Gedenkstättenleiter Knabe wehren sich Lederer und Grütters gegen Kritik

Die Vorwürfe an Knabe seien „gravierend“, so Monika Grütters

Kultursenator Klaus Lederer (Linke) hat nach der Absetzung des Direktors der Stasiopfer-­Gedenkstätte Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, laut einem Medienbericht Vorwürfe, es handle sich um eine „Strafaktion“, zurückgewiesen. In einem 6-seitigen Schreiben an den Stiftungsbeirat bestreite Lederer, dass die Absetzung eine Reaktion auf Knabes angebliche „politische Unangepasstheit“ sei, schreibt der Tagesspiegel.

In dem Bericht lege Lederer dar, dass Knabe nur unzureichend auf Vorwürfe an seinen Vize Helmuth Frauendorfer reagiert und dabei das Aufsichtsgremium und die Öffentlichkeit getäuscht habe. Frauendorfer soll Mitarbeiterinnen sexuell belästigt haben. Mit dem Schreiben reagiere Lederer laut Tagesspiegel auf einen offenen Brief, verfasst von vier Vertreterinnen des 14-köpfigen Stiftungsbeirats, die die Rücknahme der Knabe-Entlassung gefordert hatten. Zu den Unterzeichnerinnen gehörten unter anderen die Autorin Freya Klier.

Auch Bundeskulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) habe in einem Schreiben an die Unionsfraktion im Bundestag jeden Verdacht einer politischen Intrige zurückgewiesen. Alle Mutmaßungen, hinter der Kündigung des Direktors stünden parteipolitische oder ideologische Erwägungen, entbehrten jeder Grundlage, erklärte Grütters. Die Vorwürfe an Knabe seien „substantiiert und gravierend“.

Entscheidend sei, dass das Vertrauen in Knabes Führungskraft verloren gegangen sei. „Der Stiftungsrat hat einmütig den Eindruck gewonnen, dass Herr Dr. Knabe über Jahre Missstände in seinem Haus geduldet und durch seinen Führungsstil und eigenes Verhalten sogar befördert hat.“

Nach Vorwürfen sexueller Belästigung an Frauendorfer und dessen Beurlaubung hatte der Stiftungsrat am 25. September auch Direktor Knabe entlassen. Das Gremium aus Vertretern des Landes und des Bundes begründete dies damit, dass man bezweifle, dass Knabe „den dringend notwendigen Kulturwandel in der Stiftung einleiten wird, geschweige denn einen solchen glaubhaft vertreten kann“.

Die Stiftung Gedenkstätte Hohenschönhausen wird vom Land Berlin und von der Bundesrepublik finanziert. Zuständig sind dafür die Berliner Kulturverwaltung und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. (epd, dpa)

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