Andreas Rüttenauer Mitarbeiter der Woche: Uli Köhler
Sie war das Thema des Sportwochenendes: die Wir-lassen-uns-das-nicht-länger-gefallen-Pressekonferenz des FC Bayern München. Karl-Heinz Rummenigge, der CEO der FC Bayern AG, Uli Hoeneß, der Präsident des FC Bayern München e. V. und Hasan Salihamidzic, der Sportdirektor des Klubs waren vor die Presse getreten, um zu sagen, dass sie sich die in ihren Augen würdelose Berichterstattung über den FC Bayern und seine Spieler nicht länger gefallen lassen wollen. Etliche Journalisten wurden namentlich genannt und für ahnungslos erklärt. Einer von ihnen: Uli Köhler, wahlweise Reporter oder Experte beim Pay-TV-Anbieter Sky.
Uli Köhler? Damit war nun wirklich nicht zu rechnen, dass einer, der wie kaum ein zweiter für das oft symbiotische Verhältnis von Sportjournalisten zum Objekt ihrer Berichterstattung steht, von FC Bayern regelrecht an den Pranger gestellt wird. Man kennt sich. Kein Wunder, dass Hoeneß Köhler geduzt hat. Die beiden treffen sich oft. Einmal moderiert Köhler einen Abend im alpenländischen Adelholzen, bei dem sich Wirtschaftsverteter über Führung informieren wollen, ein anderes Mal trifft man sich am Tegernsee beim Promiwirt.
Niemand im weiten Fußballland wäre auf die Idee kommen, dass Köhler, der seit 1980 vor und hinter der Kamera den Fußball begleitet, einmal Ärger mit dem FC Bayern München bekommen könnte. Mit Hoeneß schon gar nicht. Über den brachte er 2010 eine filmische Hagiografie unter die Leute, die man getrost als ranwanzerisch bezeichnen kann. „Uli Hoeneß. Attacke mit Herz“, hieß der 45-Minüter, der im Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt worden ist.
„Uli Köhler and friends“ heißt die Produktionsfirma, die das 67 Jahre alte Urgestein der deutschen Fußballberichterstattung betreibt. „Image-Filme und Branded Communication“ stellt Köhler da her, wie es auf der Website der Firma heißt. Dazu gehören Filme für die Erlebniswelt des FC Bayern, das Klubmuseum des Rekordmeisters in der Arena am Müllberg in München. Wer behaupten würde, Köhler selbst sei Teil des FC Bayern, läge nicht ganz falsch. Und ausgerechnet dieser Uli Köhler also hat sich am Freitag einen Anschiss von Hoeneß eingehandelt, weil er es doch tatsächlich gewagt hatte, die Kaderplanung des FC Bayern zu kritisieren.
Wenn dem FC Bayern das schon zu viel ist, welche Berichterstattung schwebt dem Klub denn dann vor. Die Antwort darauf gibt es längst, das klubeigene FC Bayern-TV.
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