: Grüne haben die Wahl
Kampf um den Co-Vorsitz in Niedersachsen
Es gibt richtig was zu entscheiden für Niedersachsens Grüne. Beim Landesparteitag am nächsten Wochenende in Celle bewerben sich zwei Männer um den Co-Vorsitz neben Anna Kura. Die dem linken Parteiflügel zugerechnete Osnabrückerin wurde im Mai als Nachfolgerin von Meta Janssen-Kucz gewählt, die inzwischen Landtagsvizepräsidentin ist. Wie bei den Grünen gang und gäbe, teilen sich auch im niedersächsischen Landesverband ein Mann und eine Frau den Vorsitz.
Platzhirsch unter den Kandidaten ist Stefan Körner. Er führt die Landespartei bereits seit vier Jahren und zwar relativ geräuschlos und als guter Mediator, sagen seine Anhänger. Er habe keine Konturen, Ecken und Kanten, bemängeln dagegen Kritiker. Sie geben Körner auch eine Mitschuld an der Schlappe bei der Landtagswahl im Oktober 2017, als die Grünen nur enttäuschende 8,7 Prozent holten und acht ihrer bis dahin gehaltenen 20 Parlamentsmandate verloren. Groß aufgefallen ist Körner bisher nicht, keine politische Initiative, keine Kampagne ist mit seinem Namen verbunden. Außerhalb der Grünen kennen den Realo, der seit 13 Jahren Parteimitglied ist, nur wenige.
Gegen Körner tritt Hans-Joachim Janßen an. Seit 1993 bei den Grünen, profilierte er sich als Experte für Landwirtschaft und Naturschutz. Von 2003 bis 2008 und von 2013 bis 2017 saß der studierte Landespfleger im Landtag. Körners Nachteil, jedenfalls mit Blick auf die Wahl: Er zählt bei den Grünen zu den Linken. Denn genauso üblich wie der Geschlechterproporz im Vorstand ist, dass der Führung möglichst je ein/e Vertreter/in des linken und des realpolitischen Flügels angehören sollen.
Janßen hat erst vor wenigen Tagen seinen Hut in den Ring geworfen – und angekündigt, dass er gemeinsam mit der Linken Kura kandidieren will. Zuvor hatte Ex-Landwirtschaftsminister Christian Meyer, ebenfalls ein Links-Grüner, eine Kandidatur erwogen. Jetzt tritt er zugunsten Janßens beiseite und begrüßt dessen Bewerbung als „echtes Aufbruchsignal“.
Meyers ehemaliger Kabinettskollege Stefan Wenzel befürwortet dagegen ein Duo Körner/Kura. Gerade jetzt zeigten die Grünen in Bayern und im Bund, wie gut sie sein könnten, wenn sie breit aufgestellt seien. Körner seinerseits sieht keinen Grund zur vorzeitigen Aufgabe. „Das ist eine demokratische Wahl. Ich stehe für den grünen Aufbruch und scheue keine Kampfkandidaturen“, zitierte ihn die Hannoversche Allgemeine Zeitung. Während die Wiederwahl Kuras als sicher gilt, erscheint das Duell Körner – Janzen völlig offen. Es gibt richtig was zu entscheiden für Niedersachsens Grüne. Reimar Paul
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