CDU macht Grünen Avancen

Nach Urwahl streiten Bremens Grüne um Kurs

Am Montagabend hat Björn Fecker mal einen Tweet abgesetzt. Das macht der Innenpolitiker der Bremer Grünen-Fraktion eher selten, und man kann auch nicht behaupten, dass sie besonders inhaltsschwer wären. Meist geht es um Fußball – der Mann ist ja Präsident des Bremer Verbandes – und mit seiner Meinung hält er eigentlich grundsätzlich hinterm Berg.

Aber in dieser Kurzbotschaft hat Fecker dann doch mal für nötig befunden auszuteilen: Anlässlich der Bekanntgabe des Urwahlergebnisses, mit dem die Bremer Grünen ihre Mitgründerin, jahrzehntelange Spitzenkandidatin und Finanzsenatorin Karoline Linnert fast pünktlich zum 60. Geburtstag aufs politische Altenteil geschickt hatten, sandte Feker ihr Dank – und gratulierte ihrer Konkurrentin um Listenplatz eins, der bisherigen Fraktionsvorsitzendne Maike Schae­fer, zum Sieg. Dann rügte er alle, die in diesem Ausgang ein politisches Statement erkennen wollen: „Dass m[it] dieser Wahl eine Koalitionsaussage verbunden sein soll, ist nichts als politischer #Blindflug“, so der sonst so verbindliche Fecker. „Wir werben für unsere Inhalte.“

Ein guter Witz: Um Inhalte war es bei der Auseinandersetzung um Listenplatz eins ja nun gerade an keiner Stelle gegangen. Deshalb ist wirklich nicht klar, ob die Grüne Basis, auf ein Allzeithoch von 722 Mitglieder angewachsen, die politische Aussage ihrer Entscheidung voll überblickt hat.

Sich fest die Augen zuhalten muss allerdings eher, wer leugnen will, dass durch Schae­fers Sieg – 221 zu 191 Stimmen – die Option einer schwarz-grün-gelben Koalition als Option aufgepoppt ist – während er die Verbindungen ins linke Lager belastet: Dass Schaefer mit SPD-Fraktions-Chef Björn Tschöpe nicht per Sie ist, ist das Beste, was sich über das wechselseitige Verhältnis der zwei sagen lässt. Und in der Linkspartei schaut man mit allergrößter Skepsis auf die Biologin, die über Regenwürmer publiziert hat, die blind durchs belastete Erdreich ziehn: Ihre Attacke aufs Bremische Personalvertretungsgesetz hat man ihr jedenfalls nicht vergessen. Für die hatte Schaefer im März 2017 Beifall vor allem von FDP-Frontfrau Lencke Steiner bekommen.

Zu den ersten Gratulanten auf Schaefers Facebook-Site zählte Jens Eckhoff (CDU), der im Bremen der großen Verschwendungskoalition Umweltsenator war, bis er wegen eines Skandals abtreten musste. „Gratulation an Maike Schaefer zu Ihrer Wahl als Spitzenkandidatin der Bremer Grünen! Dieses eröffnet Bremen neue Perspektiven“, postete er dort – fast simultan zur Bekanntgabe des Ergebnisses. Und fünf Stunden vor Feckers Tweet.

Benno Schirrmeister