piwik no script img

Hamburger hoch motiviert

Rege Beteiligung bei Demos gegen rechts

So engagiert haben sich die Hamburger*innen schon lange nicht mehr gezeigt: 16.000 Menschen waren am Sonntag und noch einmal 10.000 am Mittwoch auf der Straße, um gegen die Abschottung Europas (am Sonntag) und gegen die rechte „Merkel muss weg“-Demo (am Mittwoch) zu demonstrieren. Schon bei einer Demonstration unmittelbar nach den pogromartigen Ausschreitungen in Chemnitz waren 2.500 Menschen auf die Straße gegangen – solche Demos bewegen sich, vor allem montagabends, normalerweise eher im Bereich von 200 Teilnehmer*innen.

Die rechten Merkel-Gegner*innen hingegen, die sich jetzt monatlich in der Hamburger Innenstadt treffen und gegen die vermeintlich flüchtlingsfreundliche Politik der Kanzlerin demonstrieren, blieben weit unter ihrer erwarteten Teilnehmer*innenzahl. Lediglich 178 Wut- und Hutbürger*innen, Kieztürsteher und Nazihools fanden sich ein. Auch darunter: AfD-Funktionäre, allerdings nicht aus dem Hamburger Landesverband.

Der hatte sich zuvor abgrenzen müssen, weil der Verfassungsschutz vor der deutlich rechtsextremen Ausrichtung der Veranstaltung gewarnt und zugleich auf enge AfD-Beziehungen hingewiesen hatte. Die waren auch mehr als deutlich: Der erste Redner der rechten Kundgebung war Dennis Augustin, einer von zwei Landesvorsitzenden der AfD Mecklenburg-Vorpommern. Sein Co-Vorsitzender, Leif-Erik Holm, war auch da und gab fleißig Fernsehinterviews.

Nach dem zweiten Redner, der sich lediglich als „Michi aus Stuttgart“ vorstellte, folgte ein Team zweier Organisator*innen rechter Demos in Mainz, die dort unter dem Motto „Beweg was“ stattfinden. Als letztes redete Siegfried Däbritz, der Vize-Chef der Dresdner Pegida.

Die Polizei war mit einem Großaufgebot aus Wasserwerfern, Reiterstaffel und Einheiten aus verschiedenen Bundesländern sowie der Bundespolizei vor Ort. Die Veranstaltungen blieben aber bis auf kleine Zwischenfälle friedlich. Ein „Merkel muss weg“-Demonstrant bezog Prügel von Antifaschist*innen, ein anderer rannte in Richtung der Nazigegner*innen, zog seine Hose herunter und entblößte seine Genitalien, bis er von einem rechten Mitstreiter wieder in die Kundgebung gezerrt wurde. Ein Journalist wurde von Rechten mit Steinen beworfen.

Katharina Schipkowski

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen