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Stimmen der Gefangenen

Das Lautarchiv der Berliner Humboldt-Universität wurde weitgehend digitalisiert

Es war im geheimen Auftrag, als die Königlich Preußische Phonographische Kommission 1915 damit begann, während des Ersten Weltkriegs in deutschen Internierungslagern Tonaufnahmen von Kriegsgefangenen aus aller Welt zu machen. Es entstanden 1.600 Aufnahmen von Inhaftierten in 250 Sprachen – von Afghanisch bis Koreanisch. Später kam unter anderem eine Sammlung deutscher Dialekte hinzu.

Heute sind diese auf Schellackplatten gepressten Tonaufnahmen das Kernstück des Lautarchivs der Berliner Humboldt-Universität. Inzwischen sind seine Bestände fast vollständig digitalisiert worden – und vom kommenden Jahr an soll das Lautarchiv im Berliner Humboldt Forum einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Die Sammlung gilt als ethnografischer Schatz, aber sie wirft auch Fragen auf – etwa wem die Stimmen jenen Gefangenen gehören, die, eventuell sogar unter Gewaltanwendung, ihre „Stimmproben“ abgeben mussten? Und wie soll generell mit diesem sensiblen historischen Erbe umgegangen werden? Das Humboldt Forum sucht darum auch nach Partnern in den Heimatländern der Gefangenen, um mit ihnen gemeinsam die historischen und familiären Hintergründe der damals inhaftierten Stimmprobanden zu erforschen.

Einen ersten Eindruck vom Lautarchiv bietet die Ausstellung „[laut] Die Welt hören“ in der Humboldt-Box, wo Schellackplatten, Fotos und Personalbögen von Aufnahmesitzungen sowie historische Sprach- und Musikaufnahmen des Archivs vorgestellt werden. (os)

Die Ausstellung „[laut] Die Welt hören“ läuft bis zum 16. 9. in der Humboldt-Box, Schlossplatz 5

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