: Buschkowsky rechnet ab
Der frühere Bezirksbürgermeister Neuköllns und SPDler wirft seiner Partei mangelnden Realitätssinn vor
Der frühere Bezirksbürgermeister von Neukölln, Heinz Buschkowsky, wirft seiner Partei mangelnden Realitätssinn vor. Die SPD habe sich zu einer „Klugscheißerpartei“ entwickelt, sagte er im Interview mit der Welt am Sonntag. „Der Volkspartei SPD ist das Volk abhandengekommen, und sie hat es nicht bemerkt“, so Buschkowsky. Seine Partei habe sich „in weiten Teilen von der Lebenswirklichkeit, den Sorgen und Nöten der Menschen völlig entfernt“, so der langjährige Kommunalpolitiker.
Als ein Kernproblem seiner Partei sieht Buschkowsky, dass es immer weniger Vertreter aus Arbeiterfamilien in den Gremien gibt. „Wenn ich in den 70er Jahren hier in Berlin-Neukölln in eine Ortsvereinsversammlung der SPD gegangen bin, dann saßen da etwa 50 Leute, die in der Gegend zu Hause waren: Polizeibeamte, Müllfahrer, Rentner – ein Querschnitt der Stadtbevölkerung, so der SPD-Politiker. „Wenn Sie heute in die gleiche Versammlung des gleichen Ortsverbandes gehen, dann sitzen da vielleicht acht Figuren, von denen mindestens ein Drittel erst vor sechs Monaten nach Berlin gezogen ist.“
Die Frage vom Sozi-Herzblut
Besonders scharfe Kritik übte Heinz Buschkowsky am stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Ralf Stegner und an Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD). „Herr Stegner ist dem Sozi-Herzblut nur sehr schwer vermittelbar. Ihm fehlt nahezu alles dazu, eine politische Führungspersönlichkeit zu sein, hinter der man sich versammeln möchte“, sagte Buschkowsky in dem Interview. Und weiter: Die Berliner SPD gelte „nicht umsonst als unterirdischster Landesverband der deutschen Sozialdemokratie“.
Zugleich schloss Buschkowsky aus, dass Müller angesichts schlechter Zustimmungswerte noch einmal SPD-Spitzenkandidat werden könnte. (dpa)
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