heute in hamburg: „Wir wollen Leute animieren“
Interview Lena Kaiser
taz: Herr Holstein, die Mopo wies in der Montagsausgabe darauf hin, dass das NS-Denkmal am Lohsepark für Fitness-Übungen missbraucht wird. Ist das im Sinne der Active City Summer Offensive des Senats?
Christoph Holstein: Nein. Unser Grundsatz ist, dass wir ermöglichen wollen, dass jeder und jede immer und überall in Hamburg Sport treiben kann. Aber man sollte sehr sensibel sein, was die entsprechenden Örtlichkeiten angeht. Es gibt ja in Hamburg viele Orte, da man muss das nicht an Gedenkstätten machen.
Kann man sich den Active City Summer wie den Trimm-dich-Pfad der 1970er Jahre vorstellen?
Ach, der Vergleich ist eigentlich gar nicht schlecht. Wir versuchen Hamburgerinnen und Hamburger zum Sporttreiben zu animieren und zwar nicht gleich zur Hochleistung. Wir wollen die Leute auch nicht belehren, dass sie Sport treiben müssen, sondern die Chance anbieten, das mal zu versuchen. So wie wir mit den Fahrradstraßen auch niemanden dazu zwingen, Fahrrad zu fahren. Das ist ein positiver Versuch.
Also so richtig mit Stangen oder Baumstümpfen für Bocksprünge?
Ja, genau. Beim Active City Summer helfen uns die Sportvereine, indem sie ausgebildete Trainerinnen und Trainer zu bestimmten Zeitpunkten zur Verfügung stellen, die den Leuten Tipps geben, wie sie die Geräte nutzen können. Dieses Sommerprogramm konzentriert sich auf bestimmten Bewegungsinseln.
Bewegungsinseln?
Das sind moderne Fitnessstationen, wo man Klimmzüge und Rumpfbeugen machen kann. Die sollen in allen sieben Bezirken zu Treffpunkten für Leute werden, die Spaß am Sport haben.
Welche Sportarten sind das?
Das beginnt mit Yoga am frühen Morgen um 7 Uhr und endet mit Parcourveranstaltungen um Mitternacht.
Präsentation des Sportangebots „Active City Summer“: 11.30 Uhr, Bewegungsinsel Eimsbüttel, Hagenbeckstraße
Machen Sie damit nicht dem klassischen Hort des Sports, dem Verein, Konkurrenz?
Im Gegenteil hoffen wir, dass auch Leute, die mit Sport nichts zu tun haben, durch das niedrigschwellige Angebot damit in Kontakt kommen. Daraus kann dann irgendwann eine Vereinsmitgliedschaft entstehen.
Wie soll sich dieser sportliche Gedanke im öffentlichen Raum niederschlagen?
Wir wollen, dass Sport in Hamburg problemlos möglich ist. Leute, die Lust dazu haben, sollen das einfach ausprobieren können.
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