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Sie stehen wie die Fichten

Was uns Schweden­krimis über dortigenFußball lehren

Von Frédéric Valin

Hohe Tannen weisen die Sterne! Ha! Blau stehen die Tannen, Gelb wird’s gleich geben. So sind die Schweden aktuell. Was den Fußball anbelangt, haben sie mehr von Banér gelernt als von Gustav Adolf. Letzterer fiel immerhin einmal.

Folgendes sagt man oft: Sie stehen sicher. Sie stehen fest. Und es stimmt ja auch: Es gibt über Schweden offensiv nichts zu sagen. Außer Dings: Standards. Das muss man wissen, außer man ist nicht direkt involviert. Da muss man stehen bleiben, sonst wird das nichts.

Offensiv das interessanteste an Schweden ist, wie Marcus Berg den Ball verkacken wird, den man ihm brühwarm in den Fuß serviert. Aber hinten … Das ist das Problem. Sie stehen wie die Tannen, oder Fichten, oder Lärchen, die man im Vorspann fast aller Schwedenkrimis sieht; weit genug entfernt, sich nicht zu ersticken, aber immer noch dicht genug. Zwischendrin Moos.

Es ist Antifußball, den sie liefern, grob, stinkig, gut erzählt. Ihr ideales Spielfeld ist nur dreißig Meter tief. Jeder Versuch, fürder Tiefe herzustellen, wird als Waltran verenden. Schweden hat die Eigenschaft, sich selbst zu tragen. Sie sind auf Bewertung nicht angewiesen. Was sie interessiert, ist das Ergebnis, das ist Haltung genug.

Diese Haltung ist alles andere als arrogant. Normalerweise – deswegen sind sie so erfolgreich – wird den Schwedenkrimis eine gewisse Stringenz unterstellt. Erst eine entstellte Leiche, dann stöhnt Wallander dreimal in die Kamera, oh! Seine Tochter oder so irgendwie! Jetzt der Mörder – Ende.

Das ist Handwerk, das ist total okay. Hübsch ist anders, und hübsch geht das wahrscheinlich nicht gegen Schweden. „Hohe Tannen“, genauso fängt auch das Rübezahl-Lied an. Es hört folgendermaßen auf: Träume weiter vom wilden Streit. Das ist als Versprechen zu lesen.

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