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Mögliche RTL-Mitschuld

Die Staatsanwaltschaft hat ein Vorermittlungsverfahren gegen den TV-Sender RTL eröffnet. Ein Beitrag über Pädophilie hatte einen Lynchmob angestachelt

Von Gareth Joswig

Nach einem schlecht recherchierten TV-Beitrag läuft gegen den Fernsehsender RTL bei der Staatsanwaltschaft Bremen ein Vorermittlungsverfahren. Ein vermeintlich investigativer Beitrag von „Punkt 12“ über Pädophilie hatte dazu geführt, dass ein Lynchmob einen unbeteiligten 50-Jährigen verdächtigt und infolgedessen fast totgeprügelt hatte (taz berichtete).

Oberstaatsanwalt Frank Passade bestätigte der taz, neben den Ermittlungsverfahren wegen versuchten Tötungsdeliktes ein Vorermittlungsverfahren gegen den Fernsehsender eröffnet zu haben. Es gebe einen Kausalzusammenhang zwischen dem TV-Beitrag und der Tat. Nun sei zu überprüfen, inwiefern Verantwortliche von RTL mit dem Senden und Verfassen des Beitrags strafrechtlich in Erscheinung getreten seien. Welche möglichen Straftatbestände dafür in Betracht kämen, wollte Passade noch nicht sagen.

Der Privatsender hatte in einem TV-Beitrag eine unbeteiligte Person zwar verpixelt als einen mutmaßlichen Pädophilen dargestellt, aber später auch dessen vermeintlichen Wohnblock in Bremen-Nord abgefilmt. Im Anschluss hatte sich ein Lynchmob auf den Weg gemacht, der glaubte, den Wohnblock eines vermeintlich Pädophilen erkannt zu haben. Sie schlugen einen unschuldigen 50-Jährigen zusammen, der inzwischen glücklicherweise nicht mehr in Lebensgefahr schwebt. Nach mehreren mutmaßlichen Tätern wird gefahndet, eine Person hat sich bereits gestellt.

Mittlerweile sei der Staatsanwaltschaft auch die verpixelte Person bekannt, die genau so unschuldig sei wie das Opfer der vermeintlichen Selbstjustiz. Passade sagt: „Auch die in dem Beitrag gezeigte Person ist niemals wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern oder vergleichbarer Straftaten aufgefallen.“ Es sei schwierig, nachzuvollziehen, warum ein solcher Zusammenhang in dem TV-Beitrag angedeutet wurde.

Der Mann hatte sich in dem TV-Beitrag aus Sicht von RTL auffällig verhalten, indem er vor einem Einkaufszentrum in Bremen-Nord hin- und hergegangen sei. Zuvor hatte RTL versucht, Pädophile mit einem „Lockvogel“ nach einer Verabredung auf dem Internet-Portal gutefrage.net auf frischer Tat zu ertappen. Ein RTL-Sprecher hatte dazu gesagt, dass er den Akt der Selbstjustiz verurteile, jedoch beim Beitrag der journalistischen Sorgfaltspflicht nachgekommen sei. Der Beitrag ist nicht mehr online zu sehen.

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