: Fahrverbot in Hamburg
Die „Allianz pro Schiene“ fordert einen stärkeren Ausbau des Nahverkehrs als Antwort auf die Dieselkrise, Greenpeace ein dichtes Netz sicherer Radwege
Vor dem Inkrafttreten der bundesweit ersten Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge in Hamburg machen sich Umweltschützer und der Verband Allianz pro Schiene für einen Ausbau des Schienenverkehrs in Städten stark. „Der Stadtbahnausbau ist für jede Metropolregion mittel- und langfristig der beste Schutz vor Fahrverboten“, erklärte Allianz pro Schiene am Mittwoch, ähnlich äußerte sich die Organisation Greenpeace. Die Grünen rechnen mit Fahrverboten in weiteren Städten.
In Hamburg treten am Donnerstag die bundesweit ersten Dieselfahrverbote in Kraft. Die Stadt verbietet älteren Fahrzeugen ab diesem Tag auf zwei Straßen die Durchfahrt. Betroffen sind Teilabschnitte von viel befahrenen Durchgangsstrecken – es gibt allerdings Ausnahmen für Anwohner sowie Ausweichrouten.
Der Geschäftsführer von Allianz pro Schiene, Dirk Flege, forderte einen gemeinsamen Kraftakt von Bund, Ländern und Kommunen zum Ausbau des Schienenverkehrs. „Straßen-, Stadt- und U-Bahnen stoßen pro Person und Kilometer lediglich ein Sechstel soviel Stickoxide aus wie ein durchschnittlicher Pkw“, rechnete er vor. Auch die Treibhausgasemissionen seien nicht einmal halb so hoch, außerdem benötige die Eisenbahn pro Passagier viel weniger Platz.
Gerade Hamburg habe in Sachen nachhaltiger Mobilität „erwiesenermaßen Nachholbedarf“, erklärte Flege. Er wünsche sich, dass die Politik „auf allen Ebenen genauso intensiv über die Angebotsausweitung im öffentlichen Nahverkehr diskutiert wie über die Hardware-Nachrüstung von Diesel-Pkw“.
Greenpeace zeigte sich erfreut über das anstehende Fahrverbot. Hamburg gebe „Hunderttausenden Menschen Hoffnung, die in Städten an großen Straßen wohnen und tagtäglich zu schmutzige Luft atmen müssen“, erklärte Sprecher Niklas Schinerl. Nötig sei aber mehr als nur „Symbolpolitik“: Städte müssten schon heute in ein „attraktives Angebot aus Bussen und Bahnen und ein dichtes Netz sicherer Radwege“ investieren.
Der Grünen-Politiker Cem Özdemir geht nach Hamburg von weiteren Städten aus, die folgen werden. Überall dort, wo es nicht anders gehe, würden Straßensperren zur Anwendung kommen. „Der Druck auf Berlin wächst.“ (afp)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen