: Hilfe im Behörden-Labyrinth
Die solidarische Hilfe Bremerhaven hat eine Broschüre aufgelegt, die Geflüchtete über ihre Rechte informiert. Rat ausländischer Mitbürger*innen fordert mehr Aufklärung der Mehrheitsgesellschaft
Von Lea Schweckendiek
Eine neue Broschüre soll Geflüchteten den Zugang zu Behörden erleichtern. „Hilfe für Zugewanderte aus aller Welt“ und „Soziale Sicherung für Geflüchtete“ verspricht die von der Solidarischen-Hilfe Bremerhaven aufgelegte Infobroschüre. Auf Deutsch und Arabisch werden Geflüchtete darin über Amtsprozesse und Hilfsmöglichkeiten aufgeklärt sowie über ihre Rechte informiert.
Was für die einen wertvolle Hilfe im komplizierten deutschen Behördenwesen ist, geht anderen indessen nicht weit genug: Hinter gelungener integrativer Arbeit stecke weit mehr als die bloße Information über Rechte oder Pflichten, sagt etwa Daniel Soares vom Rat ausländischer Mitbürger*innen in Bremerhaven. Ein gemeinschaftliches Leben in Bremerhaven brauche vor allem Offenheit gegenüber Neuem. „Neben der bürokratischen Hilfestellung für die Ankommenden braucht es eine Aufklärung der Mehrheitsgesellschaft. Wenn wir eine Gemeinschaft werden wollen, müssen wir beginnen, auch gemeinsam zu leben – und zwar solidarisch.“ So wünsche er sich auch eine rege Beteiligung Geflüchteter an den kommenden Wahlen des Rats ausländischer Mitbürger*innen. „Natürlich wissen Menschen mit Fluchterfahrung am besten, was sie sich innerhalb der Stadtgesellschaft wünschen, welche Bedürfnisse sie haben. Wir würden ihnen mit dem Rat gern eine Stimme verleihen.“
Auch in den Behörden fordert Soares ein Umdenken. Sprachförderung dürfe nicht weiter einseitig sein – wenigstens ausreichend Dolmetscher*innen brauche es, um die in der Broschüre findbaren Hinweise überhaupt kommunizierbar zu machen.
Die solidarische Hilfe Bremerhaven arbeitet seit 25 Jahren mit Ratsuchenden zusammen. Ein Zeitraum, in dem sich besonders die Flucht-Thematik stark gewandelt habe. Diese Erfahrung hat auch Soares gemacht: „Als sich unsere Familien auf den Weg nach Deutschland machten, gab es keine so großen Massen an Flüchtenden, die alle zur gleichen Zeit gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen.“ Es seien immer wieder vereinzelt Menschen nach Bremerhaven gekommen. Der strukturelle Aufwand sei gering gewesen.
Soares plädiert für ein ausgeweitetes Engagement. „Ich würde mir wünschen, dass sich diese Bereitschaft, Menschen zu unterstützen, wandelt – hin zu einer Unterstützung für alle, die sie brauchen, ganz unabhängig von ihrer Herkunft.“
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