Haushaltsentwurf zur Agrarpolitik: EU-Kommission schockt Naturschützer
Ausgerechnet die umweltschädlichsten Agrarsubventionen will die Kommission am wenigsten kürzen, kritisiert der Naturschutzbund.
Diese auch Direktzahlungen genannten Subventionen erhalten Bauern pro Hektar und weitgehend unabhängig davon, wie umweltfreundlich sie das Land bewirtschaften. Das führe dazu, so Kreiser, „dass die Landwirte im Prinzip gezwungen sind, möglichst intensiv zu wirtschaften, das heißt: zu mehr Pestiziden und mehr Düngung zu greifen“. Dabei verursache die Agrarbranche große Umweltprobleme wie das Insektensterben.
Besser seien die Förderprogramme für die ländliche Entwicklung, die zweite Säule der EU-Agrarpolitik, so Kreiser. Hier erhalten Bauern Geld zum Beispiel dafür, dass sie Blühstreifen anlegen oder Hecken stehen lassen. Aber diese Subventionen will die Kommission nun stärker kürzen als die Direktzahlungen. Der Anteil der Direktzahlungen am EU-Agrarbudget werde laut Landwirtschaftskommissar Phil Hogan von 70 auf 72,5 Prozent steigen, warnte Kreiser. Tatsächlich hat die Kommission vorgeschlagen, den gesamten Etat für die Landwirtschaft um 5 Prozent zu kürzen, den Teil für die Direktzahlungen aber nur um 4 Prozent.
Naturschützer Kreiser begrüßte jedoch den Vorschlag der Kommission, die Direktzahlungen für Großbetriebe zu begrenzen. „Das ist ein richtiger Schritt in Richtung mehr Fairness“, so Kreiser. Zudem zeigten Studien, dass kleine Felder mehr Artenvielfalt böten. „Aber dieser Vorschlag wird bei den Mitgliedsstaaten nicht durchkommen“, sagt der Umweltschützer. „Die Gemeinsame Agrarpolitik wird nicht nur umweltschädlich, sondern auch unfair bleiben.“
Die EU-Staaten und das Europäische Parlament müssen dem Haushaltsvorschlag noch zustimmen. Frankreich und Ungarn haben bereits Kürzungen des Agrarbudgets abgelehnt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen