: Gerücht über Monsanto-Kauf lässt den Kurs der Bayer-Aktien steigen
Angeblich will das US-Justizministerium den umstrittenen Deal genehmigen. Es entstünde der größte Saatgut- und Pflanzenschutzmittelkonzern der Welt. Von der Übernahme würde auch BASF profitieren
Die Hoffnung auf eine Freigabe der milliardenschweren Monsanto-Übernahme durch die Kartellwächter in den USA hat der Aktie von Bayer Auftrieb verschafft. Die Aktien des Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzerns legten am Dienstag um gut 5 Prozent auf 98,10 Euro zu und waren mit Abstand größter Gewinner im deutschen Leitindex DAX.
Zuvor hatte das Wall Street Journal berichtet, das US-Justizministerium wolle den Mega-Deal genehmigen, nachdem die Unternehmen den Verkauf zusätzlicher Vermögenswerte zugesichert hätten. Eine grundsätzliche Einigung sei in den vergangenen Tagen erreicht worden. „Obwohl das keine formelle Genehmigung ist, ist dies ein wichtiger Katalysator für die Bayer-Aktie“, urteilten die Analysten von Bernstein. Am Dienstag blieb der Bericht der New Yorker Wirtschaftszeitung die einzige Quelle für die Nachricht.
Wie das Wall Street Journal unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen meldete, haben sich Bayer-Vorstandsvorsitzender Werner Baumann und Monsanto-Chef Hugh Grant vor Kurzem mit Vertretern des Justizministeriums getroffen, um eine Vereinbarung zu sichern. Bayer werde sich von zusätzlichen Saatgut- und Saatgutbehandlungsgeschäften trennen und Zugeständnisse im Bereich Digital Farming machen.
BASF werde auch diese Vermögenswerte übernehmen. „Dieses Paket wird wahrscheinlich kleiner sein, als wir befürchtet hatten“, erklärten die Bernstein-Experten. Analyst Markus Mayer von Baader Helvea geht davon aus, dass die Zugeständnisse wohl nicht weit über die bereits mit der Europäischen Kommission vereinbarten hinausgehen werden. Bayer wollte sich dazu nicht äußern und erwartet den Abschluss der 62,5 Milliarden Dollar schweren Übernahme weiter im zweiten Quartal. Auch BASF, Monsanto und das Justizministerium wollten keine Stellungnahme abgeben.
BASF ist bereits Nutznießer der strengen Auflagen der EU-Kommission, die dem Deal Ende März grünes Licht gegeben hatte. Bayer hat sich verpflichtet, fast sein gesamtes weltweites Geschäft für Saatgut sowie für agronomische Merkmale – also die Entwicklung und den Vertrieb von Lizenzen für bestimmte Pflanzeneigenschaften etwa an Züchter – einschließlich der Forschung, an die Ludwigshafener zu verkaufen. Daneben sollen das Geschäft mit dem Pflanzenschutzmittel Glufosinat sowie drei wichtige Forschungsprogramme für Breitband-Unkrautvernichtungsmittel an den Chemiekonzern gehen.
Bayer befindet sich darüber hinaus mit BASF in exklusiven Gesprächen über eine Veräußerung seines Gemüsesaatgutgeschäfts. Auch soll BASF eine Lizenz für die aktuellen und in Entwicklung befindlichen Produkte für die digitale Landwirtschaft von Bayer erhalten. Die Veräußerung des gesamten Pakets an BASF wird von der EU-Kommission noch geprüft, über die Genehmigung soll bis Mitte April entschieden werden.
Die Leverkusener steigen mit der Monsanto-Übernahme zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut auf. Von zahlreichen Kartellbehörden wie der EU-Kommission und den Wettbewerbshütern aus Brasilien und China hat die Transaktion bereits unter Auflagen grünes Licht erhalten. (rtr)
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