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wie machen sie das?Der Schluss-macher

Peter Treichl, 50, führt mehrere Agenturen zur Partnervermittlung. Seit 2013 beendet der Wiener aber auch professionell Beziehungen.

taz am wochenende: Herr Treichl, Sie müssen eine schmerzliche Nachricht so überbringen, dass die Situation nicht eskaliert. Wie machen Sie das?

Peter Treichl: Am besten ist, wenn man alles so sagt, wie es eben ist. So etwas wie das klassische „Sie sind zu gut für ihn“ ist nur Geschwafel.

Wie läuft bei Ihnen eine Trennung ab?

Die Person, die sich trennen möchte, kommt zu mir und wir reden miteinander. Ich gehe dann zum Partner hin, meistens morgens, wenn er oder sie noch daheim ist. Dort sage ich kurz, was los ist, und übergebe ein Päckchen mit etwas Süßem, Schnaps oder Sekt und Taschentüchern. Das läuft alles sehr schnell ab.

Und die Reaktionen?

Manche Leute sind perplex und schauen mich entsetzt an. Oder gucken, ob irgendwo eine versteckte Kamera steht. Es ist gut, wenn ich noch einen Schlüssel übergeben kann, damit der Ernst klar wird. Oft sind die Leute aber auch gar nicht so überrascht oder sogar erleichtert. Es endet auf jeden Fall nicht in einem riesigen Tumult.

Tun Ihnen die Betroffenen manchmal leid?

Nein, das ist für mich ein ganz normales Business. Bei meiner Partnervermittlung habe ich mir ganz am Anfang oft die Geschichten von den Leuten angehört. Irgendwann dreht man durch. Ich darf mir da nicht so viele Gedanken machen.

Wie wurden Sie zum Trennungsagenten?

Bei der Partnervermittlung kamen oft Leute, bei denen ich das Gefühl hatte, dass er oder sie noch nicht alleine ist. So kam ich auf die Idee. Und eines Tages sitze ich im Kino und sehe „Schlussmacher“, diesen Film von Matthias Schweighöfer, und meine einzige Sorge war: Wie viele Verrückte wird es wohl geben, die jetzt eine Trennungsagentur gründen? Aber in den Monaten danach kam nichts.

Wie oft machen Sie Schluss?

In den stärksten Zeiten hatte ich bis zu fünf Anfragen pro Tag. Die meisten Trennungen passieren statistisch nach dem Urlaub, wenn man ein paar Wochen zusammen irgendwo war, aber das Kommunizieren verlernt hat. Oder nachdem die Kinder aus dem Haus sind.

Welche Trennung ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

Eine der wenigen Trennungen, bei der beide Partner anwesend waren. Ein älterer Mann war zu mir gekommen und erzählte, dass seine Frau schon seit Jahren nicht mehr mit ihm redet. Als ich am selben Nachmittag zu ihm kam, sagte er: „Schatzi, der Schlussmacher ist da.“ Ich sagte ihr, was los ist, und übergab das Paket. Sie machte große Augen. Und als ich ging, rief sie: „Schatzi, ich glaube, wir müssen reden!“

Interview Jonas Mayer

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