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Amerika wird immer kleiner

Chicago und Vancouver wollen bei der Bewerbung Nordamerikas um die Fußball-WM 2026 nicht mehr dabei sein. Sie finden die Forderungen der Fifa nach Steuerfreiheit zu dreist

Immerhin fürs Public Viewing geeignet: ­Amerikanische Fußballfans verfolgten 2014 im Soldier Field von Chicago den WM-­Auftritt des Teams USA Foto: ap

Von Martin Krauss

Das Urteil von USA Today steht fest: „Die Gier der Fifa und ihre Arroganz werden ihren Untergang bedeuten.“ Die größte Tageszeitung der USA kommentiert den Rückzug der Städte Chicago und Vancouver aus der gemeinsamen nordamerikanischen Bewerbung um die Fußball-WM 2026.

Mexiko, Kanada und die USA wollen das neben den Olympischen Spielen größte Sportevent der Welt veranstalten – aber nun fehlen zwei Ausrichtungsorte, die dafür wichtig gewesen wären. Vorher waren schon Minnea­polis und Arizona raus.

Am gestrigen Freitag mussten die Bewerbungsunterlagen bei der Fifa eingereicht werden, die am 13. Juni entscheiden wird. Neben der arg geschwächten Nordamerika-Bewerbung liegt dem Weltfußballverband nur noch ein Antrag von Marokko vor, dessen Chancen nun gestiegen sind.

Vancouver hat sich geweigert, die für WM-Vergaben mittlerweile üblichen Anforderungen zu erfüllen: Steuerfreiheit für die Fifa, da sie der Besteuerung in der Schweiz unterliege (wo sie allerdings als Non-Profit-Organisation registriert ist), und „gewisse Importerleichterungen“ für Sponsoren, wie sich die Fifa selbst ausdrückt.

Nach Information des kanadischen Rechercheportals TheBreaker verlangt die Fifa von den Regierungen der Gastgeberländer, dass sie nicht nur für die Dauer des Turniers, sondern für ein ganzes Jahrzehnt Steuer­erleichterungen gewähren. Es soll möglich sein, Devisen in unbegrenzter Menge steuerfrei ein- und auszuführen. Zudem sollen die jeweiligen Regierungen die kompletten Kosten für die Sicherheit der Fifa-WM übernehmen.

Chicagos Bürgermeister Rahm Emanuel, ein langjähriger Mitstreiter von Ex-Präsident Barack Obama, begründete den Rückzug damit, dass die Fifa nicht zusagen wollte, die Steuerzahler von Chicago zu verschonen. „Die Unsicherheit für die Steuerzahler, gepaart mit der mangelnden Flexibilität und mangelnden Verhandlungsbereitschaft der Fifa, war ein klarer Hinweis darauf, dass eine ­weitere Verfolgung der Bewerbung nicht im Inte­resse von Chicago lag“, heißt es in einer Erklärung.

Obwohl hochkarätige Städte der Bewerbung abhandengekommen sind, stehen noch 23 (von ursprünglich 32) Ortsnamen auf der Liste, die bei der Fifa eingereicht wurde. 16 Städte kommen letztlich für das Turnier, an dem erstmals 48 Nationen teilnehmen sollen, infrage.

Der Antrag Nordamerikas, der nicht veröffentlicht wurde, prognostiziert nach Angaben des Vancouver Star einen Umsatz von 2,1 Milliarden US-Dollar; als Einnahmen aus Ticketverkäufen sind 5,8 Millionen Dollar errechnet worden.

Viele Fifa-Funktionäre haben auch Angst, in den USA verhaftet und wegen Korruption angeklagt zu werden

Zu den US-Kommunen, die sich offiziell bewerben, gehören noch die frühere Olympiastadt Atlanta, East Rutherford in New Jersey, Foxborough in Massachusetts, Kansas City, Miami, Nashville und Seattle. Aus Mexiko sind Guadalajara, Mexico City und Monterrey dabei, aus Kanada Montreal, Toronto und Edmonton, dem allerdings von der Provinzregierung von Alberta die Unterstützung für die Bewerbung verweigert wird.

Die nordamerikanische Bewerbergruppe gibt sich dennoch optimistisch. Zentraler Baustein der Argumentation ist, sagte Bewerbungschef John Kristick, dass in den USA, Kanada und Mexiko – anders als in Marokko – keine Stadionneubauten erforderlich wären.

Ob das beim Fifa-Kongress im Juni in Moskau überzeugt, ist unklar. Womöglich haben die Funktionäre auch Angst vor der US-Justiz. Im Dezember 2017 waren mit dem Ex-Präsidenten des brasilianischen Verbandes, Maria Marin, und dem Paraguayer Juan Angel Napout, Ex-Chef des südamerikanischen Verbandes, zwei Spitzenfunktionäre wegen Steuerhinterziehung und Korruption verurteilt worden. Weitere Ermittlungen laufen.

Auch dieser kritische Blick auf die Fifa hat die Entscheidungen der US-amerikanischen und kanadischen Kommunen erleichtert. „Die Städte und Länder sind dieser modernen Räuberbarone überdrüssig geworden“, stellt US Today fest. Das „Privileg“, mit dem die Fifa handle, sei doch bloß, Events zu veranstalten, die die Gastgeber mit jahrzehntelang abzustotternden Schulden zurückließen.

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